Neue Strategie
Ultra-Billigairline Spirit führt Business Class ein
Erst kam Southwest Airlines nach 50 Jahren von ihrem ursprünglichen Geschäftsmodell ab, jetzt erfindet sich auch Spirit Airlines neu. Mit drastischen Veränderungen.
Big Front Seat: Bei Spirit gibt es künftig mehrere Klassen.
Big Front Seat: Bei Spirit gibt es künftig mehrere Klassen.
Es war eine Sache, die Southwest Airlines von einem Großteil der Konkurrenz unterschied: Bei der Billigairline konnte man keine Sitze auswählen. Wer zuerst einstieg, bekam auch zuerst einen Platz. Doch das ändert die Fluglinie jetzt nach 50 Jahren. Dafür erntet sie sowohl Lob als auch Kritik von Kundinnen und Kunden.
Die Änderung ist aber nicht die einzige. Southwest kündigte außerdem an, dass es für Premium-Sitze mit mehr Beinfreiheit Gebühren erheben wird. Auch das System beim Einsteigen wird überdacht und erstmals will die Fluglinie auch Nachtflüge anbieten. Damit kehrt sie eindeutig vom Modell einer Ultrabilligairline ab. Und damit ist Southwest nicht allein.
Künftig auch Business-Sitze
Auch die Konkurrentin Spirit Airlines hat Änderungen bekannt gegeben. Bei der Buchung werden Reisende künftig zwischen verschiedenen Klassen wählen können. Und: Es wird sogar eine Art Business Class mit eigenen Sitzen geben. Die Sitze in der Kategorie Go Big werden größer sein und in einer 2-2-Konfiguration verbaut. Außerdem gibt es ein Premium-Angebot von Speisen und Getränken sowie Gratis-Internet, Priority Check-in, Priority Boarding und kostenloses Aufgabegepäck.
In einer Zwischenklasse sitzen die Reisenden auf den normalen Sitzen, haben aber einen freien Mittelsitz – ähnlich der Business Class auf vielen europäischen Flügen. Diese Kategorie heißt Go Comfy. Außerdem gibt es einen Snack und ein Getränk, Priority Boarding und Gratis-Gepäck.
Gepäck oder Handgepäck?
In der dritten Klasse können Reisende entscheiden: Nehmen sie zusätzlich zu dem Gepäckstück, das unter den Sitz passen muss, noch einen Rollkoffer in die Kabine oder geben sie ein Gepäckstück gratis auf? Einen freien Mittelsitz gibt es in der Kategorie Go savvy nicht, weitere Extras sind nicht inbegriffen oder kosten. In Spirits günstigster Kategorie Go ist dann nicht einmal mehr der Rollkoffer für die Kabine inbegriffen.
An mehr als 20 Flughäfen in den USA führt Spirit aufgrund der Änderungen ein Priority Check-in mit einer speziellen Abfertigungsspur ein. Beim Einsteigen werden die Passagiere neu in eine von fünf Gruppen eingeteilt. So will Spirit die Einsteigezeit verkürzen. Es sei eine «neue Ära», so Geschäftsführer Ted Christie. Die Änderungen seien das Ergebnis davon, dass man auf die Kunden gehört habe.
Größerer Trend
Spirit Airlines muss sich auch neu erfinden. Seit der geplatzten Übernahme durch die Konkurrentin Jetblue geht es der Fluglinie alles andere als gut. Zwischenzeitlich gab es sogar Gerüchte über eine mögliche Insolvenz. Das sei «eine fehlgeleitete Schilderung, die von einer Reihe von Kritikern verbreitet wird», so Christie dazu. Man erwäge nicht, sich in Gläubigerschutz zu begeben.
Die Schritte von Southwest und Spirit sind denn auch eher Zeichen eines größeren Trends. Im April hatte bereits Frontier bekannt gegeben, neue Buchungsklassen einzuführen. Auch Jetblue hat die Buchungsklassen überarbeitet. Alle fokussieren sich mehr auf Gäste mit höherer Zahlungsbereitschaft.