Ukraine
Wie Khersons Flughafenchef die Besatzung durch Russland erlebt
Eigentlich wollte Vitaly Kucheruk im März die neue Piste einweihen. Doch jetzt ist der Kherson Airport zerbombt. Wie es dem Flughafenchef und seinen Angestellten geht.
Der Flughafen Kherson nach einer der ersten Bombardierungen: Starke Zerstörung.
Der Flughafen Kherson nach einer der ersten Bombardierungen: Starke Zerstörung.
Der 27. März hätte ein großer Tag für Vitaly Kucheruk werden sollen. Der Chef des Flughafens von Kherson wollte eine Rede halten. Und er wollte den geladenen Gästen und der Bevölkerung seinen ganzen Stolz zeigen.
30 Millionen Euro hatte der ukrainische Staat investiert, um die Start- und Landebahn des Airports zu erneuern, den die Ukrainerinnen und Ukrainer nach dem Dorf auf dessen Land er liegt, Chornobayivka nennen. Eine neue Befeuerung wurde ebenso installiert und wie ein neues Navigationssystem. Doch es kam anders. «Bei uns herrscht Krieg», erzählte Kucheruk am Mittwoch (30. März) beim Aviation-Event 2022 CLJ im rumänischen Cluj-Napoca.
Mit dem Auto aus der Ukraine geflüchtet
Für die europäische Luftfahrtkonferenz reiste der Manager mit dem Auto aus dem Süden der Ukraine nach Transsilvanien. «Es war eine schwierige Fahrt, aber ich konnte einen günstigen Moment nutzen und flüchten», so der Flughafenchef. «Ich wollte der Welt erzählen, wie es bei uns gerade aussieht», sagte er ruhig, aber bestimmt.
Vitaly Kucheruk, Chef des Flughafens von Kherson. Bild: aeroTELEGRAPH
Kherson liegt am Mündungsdelta des Dnipro. Es ist die einzige Stadt, welche die russischen Besatzer eingenommen haben. «Von einem Tag auf den anderen war alles weg. Ich habe mich voll und ganz für diesen Flughafen eingesetzt. Plötzlich war da nichts mehr», so Kucheruk über den 2. März, als der Airport von Kherson besetzt wurde.
Schon zwölf Mal von Russland bombardiert
Die Truppen Russlands haben den Flughafen besetzt und dort einen Kommandoposten eingerichtet. Zuvor wurde er auch zerbombt. «Zwölf Mal passierte das», erzählt Kucheruk. Er habe keine Ahnung, wie schwer die Infrastruktur in Mitleidenschaft gezogen worden sei.
Doch mehr als die Infrastruktur sorgt sich Kucheruk um seine 170 Angestellten. «Sie sitzen Zuhause, ohne Lohn», sagt er im Gespräch mit aeroTELEGRAPH. Die Wohnungen und Häuser vieler seien von den Russen zerstört worden. Andere seien verletzt. Und alle hätten das gleiche Problem – genügend Lebensmittel zu finden. «Einen Tag gibt es vielleicht Kartoffeln, einen anderen Tag Kraut», sagt der Manager. Die russischen Besatzer ließen keine humanitäre Hilfe in die Stadt.
«Dann arbeiten wir schnell»
Nur einmal lächelt der Chef des Kherson Airport. Ein Journalist fragte ihn, wie lange denn ein Wiederaufbau dauern werde, wenn der Krieg vorüber sei. «Hoffen, wir, dass es schnell vorbei geht», so Kucheruk, «und dann, dann arbeiten wir schnell.»