Internationale Beziehungen
Trumps Politik bringt Boeing in die Bredouille
Eigentlich ist Donald Trumps großes Versprechen der Schutz von US-Arbeitsplätzen. Doch gerade in der Luftfahrtbranche könnte seine Außenpolitik das gefährden.
Präsident Trump: Sein Konfrontationskurs könnte Arbeitsplätze kosten.
Präsident Trump: Sein Konfrontationskurs könnte Arbeitsplätze kosten.
Eigentlich erklärte Donald Trump seinen Spruch «America First» immer auch damit, dass er mit seiner Politik Industrie-Jobs im Land sichern will. Doch seine außenpolitischen Entscheide könnten nun genau das Gegenteil bewirken. So steht die Großbestellung aus dem Iran bei Boeing auf der Kippe. Und der Flugzeugbau könnte schon bald deutlich teurer werden.
Schon bevor Donald Trump vereidigt wurde, war klar: Die Republikaner sind gegen den Atomdeal, der die Geschäfte mit dem Iran erst möglich machte. Die Iraner bekannten sich zur atomaren Abrüstung, der Westen lockerte Sanktionen. Nur so konnte der Iran 80 Flieger im Wert von 8 Milliarden Dollar bei Boeing bestellen. Doch Trump ist auf Konfrontationskurs – auch mit dem Iran. Nicht nur waren Bürger des Landes vom Einreisestopp betroffen, Trump ordnete am Freitag (3. Februar) auch noch neue Sanktionen gegen das Land an.
Iran könnte Order annullieren
Die Sanktionen lassen den Deal nicht direkt platzen. Aber es ist nicht völlig unwahrscheinlich, dass das Land als eine Art Rache die Order annulliert. Außerdem könnten neue Sanktionen es für den Iran deutlich erschweren, den Kauf der Flugzeuge zu finanzieren. Westliche Banken, die es dafür braucht, könnten Angst vor riskanten Geschäften haben, die von volatiler Politik abhängen.
Auch bei Airbus hat der Iran Flieger bestellt, der erste Jet wurde kürzlich ausgeliefert. Und weil so viele US-Teile in Airbus-Jets stecken, braucht es auch dafür das Okay der Regierung. Sollte die Airbus-Bestellung deswegen platzen, trifft das direkt alle amerikanischen Zulieferer, deren Engagement für den europäischen Flugzeugbauer deutlich unattraktiver würde.
Bauteile aus vielen Ländern
Boeing-Jobs wären durch eine annullierte Iran-Bestellung zwar nicht zwingend gefährdet, aber der Flugzeugbauer dürfte noch auf andere Weise unter Trumps Politik leiden. Das lässt sich zum Beispiel am Dreamliner zeigen. Wie das Magazin Business Insider schreibt, kommen die Teile aus Boeings modernstem Jet aus Japan, Indien, Kanada, Südkorea, Italien, Frankreich, Schweden, Australien und Mexiko.
Trumps protektionistische Politik könnte die internationale Zusammenarbeit von Boeing mit internationalen Partnern deutlich erschweren – und vor allem verteuern. Das naheliegendste Beispiel, um das zu erklären, ist ganz klar Mexiko. Die Beziehungen zwischen den USA und dem südlichen Nachbarn sind schon in den ersten zwei Wochen von Trumps Präsidentschaft deutlich angespannter geworden.
Importzölle verteuern Produktion
Unter anderem liegt das daran, dass Trump seine Drohung einer Grenzmauer wahr machen will – für die Mexiko laut dem Präsidenten zahlen soll. Als einen Schritt möchte Trump einen 20-Prozent-Importzoll für mexikanische Produkte einführen. Der Preis, den Mexiko laut Trumps eigenwilliger Logik dafür zahlen würde, wären weniger Einnahmen durch US-Exporte. Doch zahlen würde auch Boeing. Und zwar für die Teile aus Mexiko, die unter anderem im Dreamliner enthalten sind.
Zusätzlich ist es nicht unwahrscheinlich, dass Mexiko zurückschlagen würde, und ebenfalls einen Importzoll für US-Produkte verhängen würde. Das wiederum könnte mexikanische Airlines dazu bewegen, nicht mehr bei Boeing einzukaufen. Die Nationalairline Aeromexiko etwa fliegt derzeit mit einer Flotte, die ausschließlich aus Boeing-Jets besteht.
Airbus als Profiteur
Für fast jeden Rückschlag von Boeing gibt es einen großen Profiteur: Airbus hat im Grunde für jedes Boeing-Produkt ein Äquivalent, das ähnlich viel kostet. Die Europäer könnten also in die Bresche springen und Boeing echte Stammkunden wegschnappen. Immerhin einen Auftrag hat Boeing so gut wie sicher: Die Amerikaner bauen die neue Air Force One des US-Präsidenten. Doch auch mit der hat Trump ein Problem. Sie sei viel zu teuer, wetterte er auf Twitter. Inzwischen ist bekannt, dass der Preis wohl neu verhandelt wird.