Letzte Aktualisierung: um 13:02 Uhr

Aeroflot, Azur Air und Co.

Triebwerke machen russischen Airlines immer mehr zu schaffen

Die Fluglinien in Russland müssen ihre Airbus- und Boeing-Jets ohne Hilfe aus dem Westen flugtauglich halten. Gerade bei den Triebwerken gibt es immer mehr Probleme.

Sie sind eine Reaktion auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine: Westliche Sanktionen schneiden russische Airlines von der Ersatzteilversorgung ab. Ebenso von der Zusammenarbeit mit westlichen Wartungsfirmen. Das betrifft Flugzeuge und Triebwerke.

So berichtete die Zeitung Kommersant im November, dass von 66 Flugzeugen der Airbus-A320-Neo-Familie in Russland derzeit 34 am Boden bleiben müssen. Hauptgrund sind demnach die Schwierigkeiten mit den Triebwerken von Pratt & Whitney. Auch westliche Fluggesellschaften leiden unter diesen Problemen – können sie mit der Hilfe des Triebwerksbauers aber nach und nach lösen. Nicht so russische Fluglinien.

Boeing 767 von Azur Air mit Problemen

Doch nicht nur A320-Neo-Triebwerke machen Schwierigkeiten. In den vergangenen Tagen kam es in Russland zu einer Vielzahl von technischen Problemen, wie der Kanal Aviatorshina berichtet. So musste eine 23 Jahre alte Boeing 767 von Utair am 11. Dezember den Flug nach Dubai abbrechen und zum Flughafen Moskau-Vnukovo zurückkehren, da es Probleme mit mindestens einem der Triebwerke des amerikanischen Herstellers GE gab.

Am 9. Dezember hatte eine 34 Jahre alte Boeing 767 von Azur Air im Landeanflug auf die russische Stadt Ufa Schwierigkeiten. Der Jet, der aus Rayong in Thailand kam, meldete der Cockpitcrew eine Fehlfunktion des Treibstoffventils des rechten Motors von Pratt & Whitney. Die Piloten schalteten ihn ab, meldeten per Transpondercode 7700 einen Luftnotfall und landeten sicher mit einem Triebwerk.

A321-Triebwerk fällt bei Ural Airlines aus

Eine andere Boeing 767 von Azur Air, 28 Jahre alt, hatte am 2. Dezember den Flug von Tomsk nach Phuket abgebrochen und war in Novosibirsk gelandet, wo sie bis heute steht. Grund war laut Aviatorshina ein Öldruckabfall im rechten der beiden GE-Triebwerke.

Am 9. Dezember hatte auch ein Airbus A321 von Ural Airlines Probleme auf einem Flug von Dushanbe nach Moskau-Zhukovsky. Das rechte der beiden International-Aero-Engines-Triebwerke fiel aus und ließ sich nicht wieder starten. Der Jet landete am Flughafen Aktobe in Kasachstan. Erst am 12. Dezember flog er nach Moskau.

Löschsysteme eingeschaltet

Am 6. Dezember sollte ein neun Jahre alter Airbus A320 von Aeroflot von Moskau-Sheremetyevo nach Urgench in Usbekistan fliegen. Doch die Cockpitcrew bemerkte beim Beschleunigen auf der Startbahn ungewöhnliche Vibrationen und Schläge auf der rechten Seite des Flugzeugs, das zudem von der Mittellinie der Piste abwich.

Sie brach den Start ab und rollte zurück in eine Parkposition. Techniker testeten die CFM-International-Triebwerke und stellten rechts Probleme mit dem Leerlauf, der Drehzahl und der Abgastemperatur fest, die sich nicht mehr senken ließ. Schließlich schalteten sie die Löschsysteme ein. Der Jet ist seither nicht mehr abgehoben.

Luftfahrtbehörde untersucht Vorfälle

Zudem gab es einen Vorfall mit einem Flugzeug mit Ivchenko-Progress-Triebwerken aus Sowjetzeiten. Die Cockpitcrew einer 50 Jahre alten Antonov An-24 von Angara Airlines musste auf dem Weg von Kirensk nach Irkutsk den rechten Motor wegen eines Öllecks abstellen, landete dennoch sicher am Ziel. Alle genannten Vorfälle werden laut Aviatorshina von der russischen Luftfahrtbehörde Rosaviatsia untersucht.