Letzte Aktualisierung: um 11:22 Uhr

Josef Gostner, Sky Alps

«Traumpartner von Sky Alps wären Star Alliance und Alitalia»

Josef Gostner ist Chef von Sky Alps. Im Interview verrät er neue Ziele wie Hamburg und Nürnberg und Details zum Flottenausbau sowie spricht über die Zusammenarbeit mit großen Airlines und die Vorzüge von Südtirol.

Am. 17. Juni startete der erste Flug von Sky Alps. Waren Sie nervös?
Josef Gostner*: Nervös nicht, aber angespannt. Denn in der Fliegerei weiß man, dass nicht immer alles nach Plan läuft, Dokumente fehlen oder Techniker halten die Flugzeuge am Boden – und Covid-19 hat die Situation nicht gerade verbessert. Dass Sky Alps dann doch starten konnte, wenn auch mit drei Tagen Verspätung, hat uns alle sehr glücklich gemacht.

Was sind die größten Herausforderungen beim Aufbau des neuen Flugbetriebs in Südtirol?
Das ist schwer zu sagen, denn in jedem Schritt steckt eine Herausforderung, der wir uns stellen und die wir Schritt für Schritt bewältige. Angefangen hat es bei den nötigen Dokumenten und Lizenzen, um überhaupt starten zu dürfen, über die Ausbildung der Piloten auf den Maschinen, bis hin zum doch recht anspruchsvollen Anflug auf den Flughafen von Bozen.

Wer werden denn die Kunden von Sky Alps sein?
Sky Alps wird vorwiegend Gäste aus Nordeuropa nach Südtirol fliegen, verteilt auf rund zehn Monate. Unser Land bietet rund 40 Prozent Winter- und 60 Prozent Sommertourismus.

Wir werden auch London, Rotterdam und Kopenhagen anfliegen.

Verschiedene Airlines haben sich schon in Bozen versucht, alle sind trotz Subventionen von der Provinz für die Rom-Route gescheitert. Warum wird es Sky Alps schaffen?
Sky Alps wird es durch das neue Geschäftsmodell schaffen. Wir fliegen vorwiegend Touristen und nicht, wie unsere Vorgänger, vorwiegend Geschäftsleute. Die Businessfliegerei belassen wir bei den großen Airlines, die andere Herausforderungen zu bewältigen haben, als die, den Anflug auf Bozen zu meistern.

Sie beginnen nicht klein, sondern fahren das Angebot innerhalb von wenigen Wochen auf sechs Strecken hoch. Warum?
Diese sechs Strecken sind das Minimum, um die touristische Fliegerei von Bozen aus rentabel zu machen, die Crew aufeinander einzuspielen und die Flugzeuge von Beginn an mehr oder weniger auszulasten.

Sehen wir bald noch mehr Ziele? Was schauen Sie sich an?
Im kommenden Winter werden es sicherlich mehr Ziele werden. Am 15. Dezember starten wir unser Winterprogramm. Dann werden Hamburg und Nürnberg zum Netz  hinzukommen und sich zu Düsseldorf und Berlin gesellen. Zudem werden wir dann auch London, Rotterdam und Kopenhagen anfliegen, um unser Angebot in den Norden weiter auszubauen.

Der Düsseldorfer Skibegeisterte schließt die Haustür hinter sich ab und steht drei Stunden später an der Bergstation.

Sprechen Sie mit großen Airlines über Interlining oder Codeshares? Welches wäre Ihr Traumpartner?
Natürlich sprechen wir über über Interlining oder Codeshares. Traumpartner wären hier sicherlich die Star Alliance und für Italien ganz klar Alitalia.

Der Sommer ist für viele europäische Fluggesellschaften wegen des Urlaubstourismus einfach, der Winter schwierig. Wie planen Sie, die Flugzeuge im Winter auszulasten?
Die Auslastung im Winter stellt für Sky Alps keinerlei Probleme dar, denn wir fliegen Touristen und unser Land hat nun mal 40 Prozent Wintertourismus. Im nördlichen Europa finden sich genug Wintersport-affine Gäste, die liebend gerne in die Dolomiten zum Skifahren reisen würden, wenn sie denn die Möglichkeit dazu bekommen würden. Keiner möchte im Winter bei schneebedeckten Straßen 1000 Kilometer – oder acht Stunden – mit dem Auto fahren. Unsere Dash 8 brauchen nur etwa anderthalb Stunden für dieselbe Strecke. Der Düsseldorfer Skibegeisterte schließt also die Haustür hinter sich ab und steht nur drei Stunden später an der Bergstation Seceda im Grödnertal mit Blick auf Lang- und Plattkofel, den man so nur von Postkarten kennt.

Arbeiten Sie mit Hotels und Resorts oder dem Südtiroler Tourismusverband zusammen, um Pakete für ankommende Gäste anzubieten?
Auch daran arbeiten wir im Moment.

Die Flottengröße ist ein Anfang, der sicherlich ausgebaut wird.

Die Flotte besteht zum Start aus zwei De Havilland Canada Dash 8. Ist für später ein Ausbau angedacht oder ist das die Größe, die Bozen hergibt?
Die Flottengröße ist ein Anfang, der sicherlich ausgebaut wird. Es wird aber bei Dash 8 bleiben.

Ihrem Konsortium gehört neben Sky Alps auch der Flughafen. Welche Pläne haben Sie für ihn in den kommenden Jahren, was ist da an Veränderungen angedacht?
Im Moment wird die Start- und Landebahn ausgebaut, damit wir sicherer Landen können. Zu diesem Ausbau wird in den nächsten Jahren ein Bahnhof dazukommen, der 2026 fertiggestellt werden soll: Natürlich müssen wir die Parkmöglichkeiten für unsere Gäste erweitern.

* Josef Gostner (60) hat die Wirtschaftsfachoberschule Heinrich Kunter in Bozen abgeschlossen und ist danach ins Unternehmen seiner Familie eingetreten. Er ist heute Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns Fri-El Green Power, der einen Umsatz von mehr als 220 Millionen Euro erzielt. 2019 hat Gostner mit österreichischen Investoren mit dem Konsortium ABD Holdings den Flughafen Bozen gekauft und danach Sky Alps als neue Südtiroler Fluggesellschaft gegründet. Er ist Geschäftsführer der Airline.