Letzte Aktualisierung: um 12:20 Uhr

Auch bei Lufthansa

Tel-Aviv-Flüge werden von Hackern virtuell nach Beirut umgeleitet

Flüge von Lufthansa und anderen Airlines nach Tel Aviv werden immer wieder in den Libanon umgeleitet - zumindest sieht es bei Flightradar so aus.

Lufthansa-Flug LH686 von Frankfurt am 27. und 28. Januar sowie am 10. Februar. LH680 ab München am 8. Januar. Lot-Flug LO153 ab Warschau am 13. Februar. El-Al-Flug LY382 ab Mailand nach am 7. und am 8. Januar. Alle diese Flüge haben zwei Dinge gemeinsam.

Zum einen war ihr Ziel Tel Aviv. Zum anderen zeigt der bekannte Flugverfolgungsdienst Flightradar 24 für all diese Flüge an, sie seien nach Beirut im Libanon umgeleitet worden.

Details, die stutzig machen

Dass Flüge umgeleitet werden, etwa wegen schlechten Wetters oder eines technischen Defekts, ist nicht ungewöhnlich. Beirut wäre von der geografischen Lage her auch ein geeigneter Ausweichflughafen für Tel Aviv. Aber die Spannungen zwischen Israel und dem Libanon, inklusive gegenseitigem Raketenbeschuss mit der dort ansässigen Hisbollah, lassen es jedoch unwahrscheinlich erscheinen, dass so viele Flüge nach Beirut ausweichen.

Wer sich die Flugverläufe bei Flightradar genau anschaut, bemerkt zudem weitere Dinge, die stutzig machen. Zum einen gibt es zwischen dem Punkt, an dem der Flieger scheinbar die Route ändert, und der virtuellen Ankunft in Beirut keine Zwischenangaben, etwa bei der Höhe. Auch wird das Flugzeug einfach über dem Flughafen angezeigt, nicht auf einer Piste und dann auf einer Rollbahn. Außerdem wird kein anschließender Flug von Beirut nach Tel Aviv angezeigt – obwohl die Rückflüge dann wie geplant ab Tel Aviv abheben.

Positionen sind gefälscht

Die libanesische Tageszeitung L’Orient-Le Jour hatte schon im Januar eine Erklärung. Sie berichtete darüber, dass am Flughafen Beirut Fluganzeigetafeln gehackt und darauf Kritik an der Hisbollah eingeblendet wurde. In diesem Zusammenhang sagte eine Informantin aus Reihen der libanesischen Middle East Airlines dem Blatt, dass es schon andere Hacker-Aktionen gegeben habe – etwa mit virtuellen Umleitungen nach Beirut bei Flightradar.

aeroTELEGRAPH fragte nach. «Die Flugzeuge in der Region sind ziemlich starken GNSS-Interferenzen, Störungen und Spoofing ausgesetzt», so ein Flightradar-24-Sprecher. Dies könne dazu führen, dass die Flugzeuge gefälschte Positionen meldeten. GNSS steht für Global Navigation Satellite System, Satellitensysteme zur Positionsbestimmung und Navigation. Beim Spoofing werden die Daten dieser Systeme gezielt manipuliert.

Flightradar sucht nach Lösung

Es habe mehrere Fälle von gefälschten Positionen im Zusammenhang mit dem Flughafen Beirut gegeben», sagt der Sprecher. «Unsere automatischen Systeme interpretieren diese gefälschten Positionen als Landeereignisse in Beirut und erzeugen dann automatisch die ‘Umleitung’ in unserem Dienst.» Man suche nach Möglichkeiten, dies zu verhindern.

Es ist nicht das erste Mal, dass Flightradar manipuliert wird. So war beispielsweise im März 2022, nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine, eine kreisrunde Flugroute der Antonov An-225 zu sehen – die in Wahrheit aber zerstört am Boden stand. Das Rufzeichen lautete FCKPUTIN als Botschaft an Russlands Präsidenten. Schließlich bekannte sich ein Franzose zu der Manipulation. Er nutzte aus, dass der Flugverfolgungsdienst nicht nur eigene Empfänger-Stationen am Boden nutzt, sondern auch solche von anderen Leuten.