Staat behält Kontrolle über Tarom
Eigentlich wollte Bukarest bis spätestens im Frühjahr Anteile der Fluglinie verkaufen. Doch nun wurde der Termin erneut verschoben.
Blick aufs Flieger von Tarom: Politik verhindert Verkauf.
Blick aufs Flieger von Tarom: Politik verhindert Verkauf.
Premierminister Victor Ponta nennt Präsident Traian Basescu einen «giftigen Skorpion». Und Basescu schimpft Ponta «Schwein» und «notorischer Lügner». Und doch sind die beiden rumänischen Spitzenpolitiker dazu verdammt, miteinander zusammenzuarbeiten. Basescu ist noch bis 2014 Präsident, Ponta gewann Anfang Dezember die Wahlen und wird auch das Kabinett bis 2016 führen. Eine Folge des Streits ist, dass die Regierung Mitte Dezember die Privatisierung wichtiger Staatsunternehmen verschob – ein Kompromiss zwischen Ponta und Basescu. Auch der Minderheitsanteil an der Fluggesellschaft Tarom wird nun nicht bis Ende dieses Jahres verkauft, wie geplant, sondern erste Ende 2013.
Es ist bereits die x-te Verschiebung in den letzten Jahren. Mit dem Internationalen Währungsfonds und der EU hatte sich Rumänien darauf geeinigt, dass Anteile an Tarom zusammen mit denen weiterer Staatsfirmen bis Ende 2012, spätestens Anfang 2013 verkauft werden müssen. Das war die Voraussetzung für ein milliardenschweres Hilfspaket, welches der Fonds und die Union in den letzten Jahren dem Staat gewährten. Ursprünglich war denn auch einmal geplant, die Fluglinie ganz zu privatisieren. Dann entschied sich Bukarest im August 2011 dazu, lediglich maximal zwanzig Prozent der Aktien an die Börsen zu bringen oder an einen Investor zu verkaufen.
Flotte soll umgebaut werden
Bei Tarom selbst ist man über die neuerliche Verschiebung nicht unglücklich. Das Management sah im jetzigen Umfeld sowieso wenig Chancen auf einen erfolgreichen Verkauf der 20 Prozent, weil auch andere Fluglinien aus Osteuropa zum Verkauf stehen. Es will sich vielmehr auf seine Restrukturierung konzentrieren. In den letzten vier Jahren verlor Tarom kumuliert fast 200 Millionen Euro. Vor allem die Billiganbieter setzten der Fluggesellschaft zu. Nun wurden Stellen abgebaut, neue Zulieferverträge ausgehandelt und Vertriebskosten reduziert, um das Defizit zu verkleinern. Doch das reicht noch nicht.
Vorstandschefin Gabriela Bordea setzt vor allem auf einen weiteren, viel zentraleren Schritt. Derzeit betreibt Tarom eine Flotte mit 23 Flugzeugen. Sie setzt sich aus nicht weniger als sieben Typen zusammen – einem Airbus A310-320, vier A318-110, sieben ATR 42-500, zwei ATR 72-500, vier Boeing B737-300, vier B737-700 und einer B737-800. Das macht den Unterhalt teuer. Künftig soll es bei Tarom nur noch zwei Typen geben – einen für das Auslandgeschäft, einen fürs Inland, wie das Fachportal Centre for Aviation berichtet.