Letzte Aktualisierung: um 8:22 Uhr

David Neeleman opponiert

Tap steht vor der Verstaatlichung

Die Regierung kann sich mit den privaten Aktionären nicht auf deren Beitrag zur Rettung von Tap einigen. Nun wird die Nationalairline vielleicht verstaatlicht.

Schon Anfang des Jahres gab es Spekulationen, der private Aktionär habe das Interesse an Tap verloren. Jetblue-, Azul- und Breeze-Gründer David Neeleman und der portugiesische Unternehmer Humberto Pedrosa wollten ihren über die gemeinsame Firma Atlantic Gateway gehaltenen Anteil von 45 Prozent an der portugiesischen Nationalairline verkaufen, hieß es. Als Käufer stünden Lufthansa und United Airlines bereit.

Die Pläne wurden durch die Corona-Krise hinfällig. Tap, die schon vor dem Lockdown rote Zahlen schrieb, ist seither noch schwerer angeschlagen. Die portugiesische Regierung will der Fluggesellschaft darum mit einem Notkredit von maximal 1,2 Milliarden Euro helfen. Doch als Gegenleistung verlangte sie von den privaten Aktionären ebenfalls einen Beitrag.

Private Aktionäre sollen auf Guthaben verzichten

Wie groß der sein soll, darauf konnte man sich nicht einigen. Am Montag (29. Juni) seien die letzten Gespräche gescheitert, schreibt die Zeitung Expresso. Deshalb plane die Regierung, die Fluggesellschaft zu verstaatlichen. Ein entsprechendes Dekret sei bereits ausgearbeitet worden.

Infrastrukturminister Pedro Nuno Santos bestätigte am Dienstag bei einer Parlamentssitzung die Absicht. «Wenn die Privatpersonen unsere Bedingungen nicht akzeptieren, müssen wir mit einer Verstaatlichung eingreifen», sagte er gemäß dem Expresso. Man werde nicht nachgeben, und «wir sind bereit, einzugreifen und das Unternehmen zu retten».

Seit 2016 halbprivat

Offenbar verlangte der Staat, dass die privaten Aktionäre auf 227 Millionen Euro verzichten, die ihnen Tap für erbrachte Leistungen schuldet. Später reduzierte er den Betrag. Aber eine Einigung kam dennoch nicht zustande.

Als Kompromiss steht nun noch im Raum, dass der Staat einfach Neeleman auskauft. Er soll der gewesen sein, der sich gegen das letzte Angebot gesträubt haben soll. Pedrosa würde dann an Bord bleiben – wenn auch mit einem kleinen Anteil. Tap war 2015 zuerst mehrheitlich privatisiert worden, ein Jahr später aber kaufte der Staat 50 Prozent der Aktien zurück.