Unglücksflug Swissair SR111
Das Schweizer Trauma
Vor 20 Jahren stürzte Flug SR111 von Swissair bei Halifax in den Atlantik. Das tragische Unglück hatte Auswirkungen auf die Luftfahrt weltweit.
Die HB-IWF: Die McDonnell Douglas MD-11 von Swissair stürzte in der Nacht auf den 3. September 1998 bei Halifax ab.
Der Krisenstab in Aktion, mit Vorstandsvorsitzendem Philippe Bruggisser (zweiter von links) und Aufsichtsratspräsident Hannes Goetz (rechts).
Schiffe suchten vor der Küste bei Peggy’s Cove nach Wrackteilen.
Die Trauerfeier für die Opfer 1998 in Kloten.
Die HB-IWF: Die McDonnell Douglas MD-11 von Swissair stürzte in der Nacht auf den 3. September 1998 bei Halifax ab.
Der Krisenstab in Aktion, mit Vorstandsvorsitzendem Philippe Bruggisser (zweiter von links) und Aufsichtsratspräsident Hannes Goetz (rechts).
Schiffe suchten vor der Küste bei Peggy’s Cove nach Wrackteilen.
Die Trauerfeier für die Opfer 1998 in Kloten.
Wenn Schweizer das Wort Halifax hören, dann kommt den meisten erst einmal etwas ziemlich Schlimmes in den Sinn. Vor 20 Jahren wachte das Land zu den Nachrichten auf, dass Swissair-Flug SR111 in der Nacht auf den 3. September 1998 auf dem Weg von New York nach Genf fünf Meilen in der Nähe der kanadischen Stadt in den Atlantik gestürzt ist. Alle 229 Insassen kamen dabei ums Leben.
Auch nach fünf Jahren konnten die Ermittler nicht abschließend klären, was zum Absturz der McDonnell Douglas MD-11 mit der Registrierung HB-IWF geführt hatte. Aus Millionen von Trümmerteilen und 275 Kilometern Kabel hatte man sogar das Wrack in der Hoffnung auf Antworten rekonstruiert.
Brand an Bord
Was klar ist: An Bord von SR111 kam es zu einem Feuer. 53 Minuten nach dem Start am JFK-Flughafen bemerkten die Piloten der Swissair-Maschine einen merkwürdigen Geruch an Bord. Irgendwoher kam Rauch. Sie entschieden sich, eine Notlandung in Halifax einzuleiten und arbeiteten dazu die Checkliste ab, die ihnen von der Fluggesellschaft vorgegeben war.
Systeme abschalten, die Kabinencrew anweisen, das Essen abzuräumen, alle Brandquellen überprüfen. Das alle kostete Zeit und sorgte – wie schließlich die Ermittlungen der Behörden ergaben – auch für Streit im Cockpit. Der Kapitän wollte die Regeln befolgen, der Kopilot einfach schnell landen – wo und wie auch immer.
Fischer als erste Helfer
Die Zeit reichte nicht. Im Cockpit kam es bald zu so einer starken Rauchentwicklung, dass die Piloten ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen konnten. Aus dem Cockpit gab es einen letzten Funkspruch: «Und wir erklären jetzt einen Notfall, Swissair 111». Dann brach der Kontakt zu den Lotsen ab. Da war die Temperatur im Cockpit massiv gestiegen. So sehr, dass teilweise das Aluminium der MD-11 zu schmelzen begann.
Um 22:31 Uhr Ortszeit wurden die Einwohner der Dörfer nahe der Küste von dem Donner-ähnlichen Geräusch geweckt, als die MD-11 mit 550 Stundenkilometern im Meer zerschellte. Fischer aus dem Dorf Peggy’s Cove agierten prompt als freiwillige Helfer und gehörten mit zu den ersten an der rund fünf Meilen vor der Küste gelegenen Unglücksstelle.
Änderungen in den Abläufen
Heute erinnern noch zwei Denkmäler an der kanadischen Küste an das Unglück. Doch auch sonst hatte die Tragödie von SR111 Auswirkungen – nicht nur auf diejenigen, die akut betroffen waren, sondern auf die ganze Luftfahrt. Zum einen stellte sich heraus, dass das Isoliermaterial im Cockpit zu leicht brennbar war. Es wurde in der Folge aus der Luftfahrt verbannt. Zum anderen gaben Behörden aus aller Welt nach Swissair 111 über 50 Sicherheitsweisungen heraus.
Auch für die Arbeit der Piloten änderte sich etwas. Wie wichtig der Faktor Zeit bei der Notlandung war, ist inzwischen klarer. Die Regel für Notlandungen im Fall eines Feuers wurde geändet: So schnell wie möglich runter – wo immer es geht. Zeitfressende Checklisten sind Vergangenheit.