Letzte Aktualisierung: um 13:15 Uhr

Heikler Vorfall für Hongkong

Streit über Sitzlehne endet für Paar mit Cathay-Flugverbot

Ein Disput mit einer anderen Passagierin über die Rückenlehne eines Sitzes hat einem Ehepaar ein Flugverbot von Cathay Pacific eingebracht. Dabei geht es auch um die Beziehungen zwischen Hongkong und Festlandchina.

Es fing an wie so mancher kleine Streit zwischen Fluggästen: mit der verstellbaren Rückenlehne. Eine junge Passagierin berichtet, dass sie die Rückenlehne ihres Sitzes auf Cathay-Pacific-Flug CX253 von Hongkong nach London am 17. September nach hinten stellte. Die Dame dahinter beschwerte sich, ihr Mann könnte nun den Bildschirm nicht mehr sehen.

Die junge Frau, die ihr Erlebnis in einem Video beim Sozialen Netzwerk Xiaohongshu schilderte, lehnte ab, ihren Sitz wieder grade zu stellen. Daraufhin habe die Passagierin hinter ihr «angefangen, ihre Beine auf meine Armlehne auszustrecken, meinen Arm zu treten und mich wie verrückt zu beschimpfen». Eine Flugbegleiterin versuchte die Situation zu schlichten, indem sie vorschlug, den Sitz gerade zu stellen. Doch die Reisende lehnte ab.

«Festlandmädchen und andere abfällige Dinge»

Der Disput zwischen der jungen Frau aus Festlandchina, wo vor allem Mandarin gesprochen wird, und dem Ehepaar aus Hongkong, wo man in erster Linie Kantonesisch spricht, erreichte anschließend eine neue, unschöne Ebene. «Als sie merkte, dass mein Kantonesisch nicht so gut ist, fing sie an, böse Bemerkungen zu machen und nannte mich ein Festlandmädchen und andere abfällige Dinge», so die jüngere über die ältere Frau.

Die junge Passagierin fing an, den Vorfall mit dem Handy zu filmen. Im Video zu sehen ist unter anderem, wie die Dame den Mittelfinger in die Kamera hält und ihr Mann die Arme auf den Sitz legt und daran rüttelt. Andere Reisende mischen sich ein. So ist eine weibliche Stimme zu hören, die auf Mandarin sagt: «Du bist alt genug – warum schikanierst du ein junges Mädchen?» Jemand anderes sagt auf Kantonesisch: «Du blamierst uns Hongkonger!»

Paar bekommt Flugverbot von Cathay

Schließlich bat eine Flugbegleiterin der jungen Reisenden an, sich umzusetzen, was diese akzeptierte. Allerdings warf sie im Video nachher die Frage auf, was passiert wäre, wenn nicht andere Fluggäste sich für die eingesetzt hätten. «Wäre ich dann allein gelassen worden?» Von einer großen Fluggesellschaft wie Cathay Pacific müsse man erwarten können, dass die Kabinencrew wisse, wie man mit solchen Streitigkeiten umgehe.

Cathay Pacific entschuldigte sich und erklärte, die Kabinencrew habe zwei ernste mündliche Verwarnungen an das Paar ausgesprochen. Zudem sprach die Airline ein Flugverbot gegen die beiden Hongkonger aus. Gegenüber der Zeitung South China Morning Post lobte die Hongkonger Politikerin Doreen Kong Yuk-foon die Entscheidung, forderte von der Airline aber einen besseren Umgang mit solchen Vorfällen an Bord.

Drei Entlassungen nach Vorfall 2023

Der Geschäftsmann und ehemalige Vorstand der Hongkonger Flughafenbehörde, Allan Zeman, sagte ebenfalls, das Flugverbot sei richtig – angesichts der sensiblen Dynamik zwischen dem chinesischen Festland und Hongkong. Es gehe darum, «eine Botschaft zu senden, damit die Menschen in Festlandchina verstehen, dass Cathay die Situation ernst nimmt und ihre Kundinnen und Kunden vom Festland und aus Hongkong schätzt».

Im Frühjahr 2023 hatte Cathay drei Kabinencrew-Mitglieder entlassen. Ihnen wurde vorgeworfen, sie hätten sich auf Englisch und Kantonesisch über Reisende lustig gemacht, die nicht gut Englisch sprachen. Die staatliche Zeitung People’s Daily kommentierte, die Unternehmenskultur der Hongkonger Airline verehre Ausländer und respektiere die Menschen in Hongkong, schaue aber auf mandarinsprachige Festlandchinesen herab. Hongkongs Regierungschef John Lee persönlich sagte, der Diskriminierungsvorfall wiege schwer und dürfe sich nicht wiederholen. Cathay-Chef Ronald Lam entschuldigte sich.

Betroffene: Fall nicht überbewerten

Die nun betroffene Reisende vom Vorfall mit der Rückenlehne veröffentlichte später ein weiteres Video. Darin sagte sie, sie halte das Geschehene für einen Einzelfall, den man nicht überbewerten sollte. «Ob im Flugzeug oder online, viele Hongkonger kamen, um mir zu helfen und mich zu unterstützen. Es gibt noch viele nette Menschen auf dieser Welt.»