Stratolaunch
Größtes Flugzeug der Welt steht zum Verkauf
Kurz nachdem der Riesenflieger zum ersten Mal abhob, droht dem Unternehmen dahinter das Aus. Der Geldgeber hat Stratolaunch zum Verkauf ausgeschrieben.
Ja, sie fliegt!
Die Landung der Stratolaunch nach dem Jungfernflug.
So sieht der Riesenflieger von oben aus.
Ja, sie fliegt!
Die Landung der Stratolaunch nach dem Jungfernflug.
So sieht der Riesenflieger von oben aus.
82 Jahre lang hielt die Spruce Goose ihren Rekord. Die vom legendären Luftfahrtunternehmer Howard Hughes höchstpersönlich pilotierte H-4 hüpfte zwar nur mit der Hilfe des Bodeneffektes kurz in die Luft und flog danach nie wieder. Dennoch durfte sich das riesige Flugboot mit einer Spannweite von fast 98 Meter bis vor kurzem noch als das größte je geflogene Flugzeug nennen.
Den Titel musste die Fichtengans – so lautet der Spitzname übersetzt – dieses Jahr abgeben. Am 13. April hob mit dem Stratolaunch ab. Ein Flieger mit 118 Meter Spannweite, der unter anderem mit Teilen und Triebwerken zweier ehemaliger Boeing 747 zusammengebaut wurde, und künftig Trägerraketen für kleine Satelliten in die Stratosphäre hieven soll. Doch das Flugzeug könnte nun das genau selbe Schicksal wie die Hughes H-4 erleiden und nach dem bisher einzigen Flug nie wieder abheben.
Uneinigkeiten im Management
Bereits im Mai kamen Gerüchte auf, dass der Betreiber Stratolaunch Systems vor dem Aus steht. Nachdem der wichtigste Geldgeber Paul Allen verstorben war, gab das Unternehmen Pläne auf, eigene Raketensysteme zu entwickeln, und strich 50 Stellen. Dass Stratolaunch Systems ganz schließen werde dementierte das Unternehmen damals. Künftig wolle man sich allein auf den Betrieb des Trägerflugzeuges konzentrieren und auf eine bereits existierende Rakete zurückgreifen.
Die Investment-Gruppe Vulcan, hinter der Paul Allen stand, hat den Flieger nun zum Verkauf ausgeschrieben. Für 400 Millionen Dollar sucht die Gruppe derzeit einen neuen Betreiber für das Flugzeug, berichtet der Nachrichtensender CNBC mit Bezug auf interne Quellen. Die genauen Gründe für den Verkauf sind bislang unklar, jedoch soll es innerhalb der Geschäftsführung von Stratolaunch Systems Unstimmigkeiten über die Fortsetzung des Programms gegeben haben.
Zukunft bei anderer Newspace-Firma?
Das Flugzeug soll bis zum Verkauf flugfähig gehalten werden. Es wird mit allen nötigen Betriebseinrichtungen sowie Patenten angeboten. Als mögliche Interessenten gelten bislang aufstrebende Privat-Weltraumkonzerne. Zu denen zählt das vom Tesla-Gründer Elon Musk ins Leben gerufene Space X, Blue Origin von Amazon-Chef Jeff Bezos sowie Richard Bransons Virgin-Gruppe.
Als heißester Kandidat wird bislang Richard Branson gehandelt. Der Unternehmer betreibt bereits mit Virgin Galactic, Virgin Orbit sowie The Spaceship Company drei Raumfahrtunternehmen. Bei letzterem setzt die Gruppe bislang auf ein ähnliches Konzept wie Stratolaunch. Es basiert auf einem Trägerflugzeug, das genau wie das Stratolaunch kleinere Raumfahrzeuge zum Starten in die Stratosphäre hievt. Virgins Flugzeuge stammen zudem zum Großteil genau wie der Stratolaunch aus der Schmiede des auf Spezialflugzeug spezialisierten Herstellers Scaled Composite.
Richard Branson will Rekordflieger geschenkt bekommen
Währenddessen arbeiten Space X und Blue Origin an wiederverwendbaren und deutlich größeren Trägerraketen, die wie klassische Raketen selbstständig vom Boden abheben. Allerdings ist der Unternehmer laut dem Nachrichtensender CNBC nicht gewillt, für das Riesenflugzeug zu zahlen. Laut einer mit der Angelegenheit vertrauten Person soll Branson für die Übernahme des Programms Stratolaunch ein Angebot für einen symbolischen US-Dollar gemacht haben.