Wegen Einkaufspolitik
Staatspräsident setzt Chef von Air Algérie ab
Die Corona-Krise setzt der algerischen Nationalairline heftig zu. Ausgerechnet in dieser Situation hat der Staatspräsident den Chef von Air Algérie entlassen - weil dieser nicht auf inländische Lieferanten setzte.
Boeing 737 von Air Algérie: Ein neuer Chef mitten in der tiefsten Krise.
Boeing 737 von Air Algérie: Ein neuer Chef mitten in der tiefsten Krise.
Die Fluggesellschaft hängt seit Jahren am Tropf des Staates. Ohne wiederholte Geldspritzen von der Regierung wäre Air Algérie schon lange untergegangen. Aber sie fliegt weiter. Ein früherer Chef fasste die generelle Verfassung der Nationalairline einmal so zusammen: Negative Betriebsergebnisse, eine hohe Verschuldung, wenig Liquidität, ein zu hoher Personalbestand und Unfähigkeit, Investitionen zu finanzieren.
Die Covid-19-Pandemie hat die Probleme noch verschärft. Denn Algerien hat seine Grenzen im März 2020 dichtgemacht und verbietet bis heute Ein- und Ausreisen. Für Air Algérie ist das fatal. 89 Milliarden Dinar oder umgerechnet 550 Millionen Euro dürfte der Verlust 2020 betragen.
Zwei Manager und einen Minister entlassen
Neben klassischen Sparmaßnahmen hat die Fluglinie deshalb bereits den Plan zum Kauf von 30 bis 40 neuen Fliegern auf Eis gelegt. Dabei war die Flottenerneuerung nach jahrelangen Verhandlungen erst 2019 endlich von der Regierung genehmigt worden. Die Aussichten für Air Algérie bleiben schlecht.
Ausgerechnet in dieser schwierigen Lage muss die Fluggesellschaft auch noch einen Chefwechsel verkraften. Algeriens Staatspräsident Abdelmadjid Tebboune hat am Samstag (9. Januar) den Vorstandsvorsitzenden Bekhouche Allache ebenso des Amtes enthoben wie den Leiter Catering der Nationalairline und den nationalen Transportminister Lazhar Hani.
L’Algérie d’abord
Ihnen wird vorgeworfen, beim Catering einen ausländischen Anbieter ausgewählt zu haben. In Algerien besteht für Unternehmen eine Pflicht, inländische Firmen zu bevorzugen. Es ist quasi die algerische Variante von America First, also l’Algérie d’abord.
Die Vorschrift besteht, um die nationalen Devisenreserven zu schonen. In den letzten fünf Jahren sind sie um fast zwei Drittel gesunken. Zum Interimschef von Air Algérie wurde am Montag (11. Januar) Amine Mesraoua ernannt, der zuletzt als Bekhouches Berater tätig war.