737 Max und andere Modelle
Sparte Boeing bei Softwareentwicklern?
Debatte um Boeings Softwareentwicklung: Hat der Flugzeugbauer zu viel Arbeit an indische Firmen und Studenten ausgelagert?
Programmier-Code (Symbolbild): Boeing setzt auch auf Subunternehmen.
Programmier-Code (Symbolbild): Boeing setzt auch auf Subunternehmen.
Wie ihre Flieger gebaut werden, darüber geben die beiden weltgrößten Flugzeughersteller Boeing und Airbus immer wieder gerne Auskunft. Deutlich zurückhaltender sind sie mit Informationen über ihre Softwareabteilungen – besonders, wenn es um mögliche Schwachstellen geht. So sagte etwa Boeings Entwicklungschef Mike Sinnet vor zwei Jahren auf die Frage, wie viele Leute für Boeing im Bereich Cyber-Security arbeiteten: «Solche Informationen geben wir nicht heraus.»
Mit dem umstrittenen Flugsteuerungsprogramm MCAS der Boeing 737 Max geriet das Thema Software weiter in den Fokus. Boeing bemüht sich um die Zertifizierung eines Updates. Doch inzwischen sind neue Probleme aufgetaucht. Zudem sorgt ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg für Debatten um das Outsourcing der Softwareentwicklung beim Hersteller.
Geringe Bezahlung?
Die Software der Boeing 737 Max sei in einer Zeit entstanden, in der Boeing erfahrene Programmierer entlassen und bei Partnerfirmen versucht habe, die Preise zu drücken, so der Bericht. Der Flugzeugbauer habe über Subunternehmer Softwareentwickler eingesetzt, die teilweise nur 9 Dollar pro Stunde verdient hätten. «Oft aus Ländern, denen ein tiefgehender Hintergrund in der Luftfahrt fehlt – insbesondere aus Indien», schreibt Bloomberg.
So sagte der ehemalige Boeing-Softwareentwickler Mark Rabin, in Büros bei Seattle hätten junge Hochschulabsolventen im Dienste des indischen Softwareriesen HCL Technologies für den Flugzeugbauer gearbeitet. Das sei deutlich weniger effizient gewesen, als wenn Boeing eigene Programmierer die Arbeit gemacht hätten, so Rabin. Auch eine weitere indische Firma namens Cyient sei für den US-Konzern tätig, so Bloomberg.
Inder wehren sich
Boeing erklärte, man habe beim MCAS nicht auf HCL und Cyient gesetzt, ebenso wenig bei der Warnanzeige im Cockpit der 737 Max, das bei vielen Betreibern nicht funktionierte. Zudem verwies der Flugzeugbauer auf jahrzehntelange Erfahrung mit Partnerfirmen in aller Welt. HCL teilte mit, man habe eine starke und lange bestehende Partnerschaft mit Boeing, stehe allerdings nicht in Verbindung mit aktuellen Problemen der 737 Max.
Cyient erklärte gemäß der indischen Zeitung Economic Times, man lege bei seinen Mitarbeitenden großen Wert auf Fach- und Branchenkenntnisse. Man habe alleine in den USA rund 1000 Programmierer eingestellt, von denen die meisten über langjährige Erfahrung mit führenden Flugzeugherstellern oder Systemanbietern verfügen würden. Eine Vertreterin der indischen Industrielobby Nasscom kritisierte den Bericht von Bloomberg. Indische Technologie sei der beliebteste Prügelknabe, wenn etwas schief gehe.