Landeschwellen-Versetzung
So will sich Dortmund für Wizz Airs A321 Neo fit machen
Der Flughafen Dortmund möchte seine Piste verlängern, ohne sie auszubauen. Profitieren würde Platzhirsch Wizz Air. Doch es droht Widerstand.
Flughafen Dortmund: Die Landeschwellen ähneln Zebrastreifen.
Flughafen Dortmund: Die Landeschwellen ähneln Zebrastreifen.
Der Flughafen Dortmund wünscht sich schon seit Jahren eine längere Piste. Doch ein Ausbau wäre teuer, zeitaufwendig und würde aufgrund der nahen Wohngebiete wohl auf viel Widerstand stoßen. Daher verfolgt man vorerst eine andere Idee: eine Versetzung der Landeschwellen, die derzeit dafür sorgen, dass von der 2000 Meter langen Piste nur 1700 Meter genutzt werden können. Sie bezeichnen den beginn des nutzbaren Teils der Piste.
Schon 2016 prüfte der Flughafen diese Maßnahme. Nachdem der Airport im Juli 2019 für «landesbedeutsam» erklärt wurde, wird der Plan nun konkret. Man strebe an, die östliche Landeschwelle Richtung Unna-Massen um 300 Meter nach außen zu verlegen und so die volle Nutzung der vorhandenen 2000 Meter zu ermöglichen, erklärt Flughafenchef Udo Mager im Interview mit der Zeitung Ruhr Nachrichten. «Nachdem wir im Juni eine Antragsberatung mit der zuständigen Bezirksregierung Münster hatten, streben wir an, alle notwendigen Gutachten und Unterlagen bis Ende 2019 einzureichen», so Mager.
Wizz Air braucht 2000 Meter für den A321 Neo
Profitieren von der dann effektiv längeren Piste soll vor allem der Platzhirsch in Dortmund: Wizz Air. Der ungarische Billigflieger transportiert rund zwei Drittel der Passagiere am Flughafen und baut seine Flotte gerade auf den Airbus A321 Neo um. Dieser Flieger braucht aber eine 2000 Meter lange Landebahn.
Auf Nachfrage von aeroTELEGRAPH wollte eine Sprecherin des Flughafens Dortmund nicht darüber spekulieren, wie lange das Genehmigungsverfahren dauern könnte. Sie sagte jedoch, man rechne damit, danach noch rund ein Jahr für die Umsetzung zu brauchen. In dieser Zeit würden nachts die notwendigen Änderungen an Pistenbefeuerung, Pistenmarkierungen und Instrumentenlandesystem vorgenommen werden.
Fluglärm-Gegner kündigen Widerstand an
Streitpunkte sind Anflughöhe und Fluglärm über Dortmund und der Nachbarstadt Unna. «Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Maschinen ihre Einflughöhe zu einem geringen Teil verändern», sagt Airport-Chef Mager. «Wir gehen aber davon aus, dass es zusätzlichen keine Beeinträchtigungen geben wird, die neue Lärmschutzmaßnahmen erforderlich machen könnten.» Der A321 Neo sei auch leiser als bislang eingesetzte Jets.
Anders sieht das Mario Krüger, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund – Kreis Unna. «Eine Versetzung der Landeschwelle hätte zur Folge, dass Flugzeuge statt in einer Höhe von nur noch 105 Metern statt bisher 120 Metern über Unna-Massen fliegen mit der Konsequenz eines erhöhten Schallpegels», sagt Krüger. Der Flughafen muss im Rahmen des Genehmigungsverfahrens bei der Bezirksregierung auch ein Gutachten zum Fluglärm vorlegen. Bekommt der Airport grünes Licht aus Münster, will die Schutzgemeinschaft sich wehren. «Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel nutzen, um die Versetzung der Landeschwelle zu verhindern», kündigt Krüger an.
Airport hofft auf Stationierung von Jets
Eine weitere Frage in Sachen Wachstum des Flughafens Dortmund ist derweil die Stationierung von Maschinen. Mager erklärt im Interview mit den Ruhr Nachrichten, man führe dazu unter anderem mit Wizz Air und Eurowings intensive Gespräche. «Zumal Wizz Air als bisheriger Spezialist für Osteuropa-Verkehre im Falle einer Stationierung in Dortmund sein Engagement auf die ganze Breite an möglichen Destinationen ausdehnen könnte», sagt der Flughafenchef. «Wir sind zuversichtlich, bis zum Sommerflugplan 2020 diesbezüglich mit guten Nachrichten aufwarten zu können.»
Dass Wizz Air in Dortmund ihre erste deutsche Basis eröffnet, scheint dennoch nicht sehr wahrscheinlich. Im Interview mit aeroTELEGRAPH erklärte Wizz-Air-Chef Jozsef Varadi im Sommer 2018, zwar sei es nicht ausgeschlossen, dass man auch im Westen mal eine Basis eröffne, wie man es schon in London Luton getan habe. Aber generell gelte: «Wir werden neue Ziele eher von unseren Basen im Osten aus bedienen.» Der Grund: «Unsere Infrastruktur ist Zuhause viel effizienter. Hinzu kommen die tieferen Personalkosten.»