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Von 40 auf 60 Jets

So will Airbus die Produktion wieder hochschrauben

Der Flugzeugbauer will schon bald wieder auf Vor-Corona-Niveau produzieren. Das erfordert von Airbus selbst und Lieferanten einiges an Vorbereitungen.

Es war eine drastische, aber nötige Maßnahme: Wegen der durch die Pandemie gesunkenen Nachfrage musste Airbus die Produktionsrate für die Mittelstreckenflugzeuge von 60 auf 40 Jets pro Monat reduzieren. Doch nun geht es wieder aufwärts. Weil die Nachfrage steigt, soll im vierten Quartal die Rate auf 45 erhöht werden, danach will Airbus schrittweise wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen.

Was einfach klingt, ist es nicht. Der Produzent muss Produktionslinien wieder hochfahren und sicherstellen, dass auch alle Zulieferbetriebe ihre Produktion im Gleichschritt erhöhen, sagt Jörg Westermeier bei einem Besuch beim Luftfahrttechnikkonzern FACC in Oberösterreich. Er ist bei Airbus Chief Procurement Officer, also für die gesamte Beschaffung zuständig.

Fachkräfte wurden teils abgebaut

«Wir müssen mit unserem Zuliefernetzwerk den Bedarf abgleichen», sagt er, «und die ganze Pipeline im Gleichklang wieder auf höhere Geschwindigkeit bekommen.» Dafür gelte es auch die notwendigen Fachkräfte zu finden, die während der Krise zum Teil abgebaut worden sind. Nur wenn alle gleich beschleunigen, gibt es keinen Stau und das Hochfahrenläuft reibungslos. Engpässe bei Werkstoffen oder Chips, analog zur Automobilindustrie, sieht Westermeier nicht. Im Flugzeugbau gebe es langfristige Vorschauen, Planungen und Bestellungen bei Chips und Rohstoffen wie Aluminium und Titan.

«Wer Zulieferer für Airbus werden will, muss bei Qualität, Sicherheit und beim Preis überzeugen und zuverlässig sein», sagt Westermeier. Airbus schätze Partner, die innovativ und technologisch perfekt sind. Gute Technologie dürfe durchaus ihren Preis haben, die Wettbewerbsfähigkeit müsse man aber immer im Auge haben. Billig wolle man nicht sein, das funktioniere in der Luftfahrt nicht.

Umfangreicher Restrukturierungsprozess

In den kommenden Jahren werde es aber eine wichtige Aufgabe sein, die Kosten zu optimieren und die selbe qualitative Leistung mit besseren Prozessen auf besserem Kostenniveau zu erbringen. Welche Produktionen Airbus vergibt und welche selbst gemacht werden, folge einer klaren Strategie, sagt Westermeier: Im Haus werde produziert, wo es aus Wettbewerbs- oder sicherheitstechnischen Gründen sinnvoll sei.

Airbus befindet sich derzeit in einem umfangreichen Restrukturierungsprozess. Das Ziel: das Unternehmen besser auf künftige Produkte und Produktionen auszurichten. Der Fokus der Milliardeninvestitionen in Forschung und Entwicklung liegt dabei auf Nachhaltigkeit und Zero Emission Flugzeugen.

Angst vor Stellenabbau

An mehreren Standorten, darunter auch in Deutschland, befürchtet die Belegschaft einen damit verbundenen Personalabbau. Man diskutiere mit den Sozialpartnern auf Faktenbasis, erklärt Jörg Westermeier. Man komme voran. Er räumt aber auch ein, dass man noch einige Verhandlungsrunden benötigen werde. Anfang kommenden Jahres wolle man die neuen Strukturen auf eine rechtliche Basis gestellt haben.