Letzte Aktualisierung: um 18:57 Uhr

737 Max am Boden

So teuer kann das Grounding für Boeing werden

Das weltweite Flugverbot der 737 Max dürfte den amerikanischen Flugzeughersteller einiges kosten. Nicht nur finanziell wird Boeing das Problem zu spüren bekommen.

In fast allen Ländern hat die Boeing 737 Max nun Flugverbot. Die Ursache des Absturzes von Ethiopian-Flug ET302 ist zwar noch nicht bekannt. Und damit ist auch nicht klar ist, ob es einen Zusammenhang zum Unglück einer Boeing 737 Max 8 von Lion Air im vergangenen Oktober gibt. Trotzdem ist sie Unsicherheit groß, nachdem innerhalb weniger Monate gleich zwei Flieger des Typs abgestürzt sind.

Das Grounding ist deshalb folgerichtig – für Airlines aber bedeutet es einen finanziellen Schaden, denn sie können die Flieger nicht einsetzen. Norwegian ist eine der betroffenen Fluglinien. 18 Boeing 737 Max fliegen bereits für die Skandinavier – beziehungsweise flogen. Nun sind die Maschinen geparkt. Und dafür erwartet Vorstandsvorsitzender Björn Kjos eine Entschädigung. «Es ist klar, dass wir nicht die Kosten tragen, die durch das Parken der Flieger entstehen», so Kjos in einer Nachricht an die Kunden. «Wir werden die Rechnung an diejenigen schicken, die das Flugzeug produzieren.»

Mehr Jets betroffen als vom Dreamliner-Grounding

Insgesamt  371 Boeing 737 Max fliegen bereits für Fluggesellschaften auf aller Welt. Dementsprechend teuer kann es für Boeing auch werden, wenn alle betroffenen Airlines entschädigt werden wollen. Zum Vergleich: Vom weltweiten Grounding der Dreamliner im Jahr 2013 waren nur 50 Jets betroffen. Das kostete Boeing aber rund 600 Millionen Dollar. Hier ist also weitaus mehr im Spiel.

Laut den Analysten des Beratungsunternehmens Frost & Sullivan dürfte der Schaden für Boeing über diesen finanziellen Aspekt hinausgehen. Der Flugzeughersteller sei mit seiner 737 Max bereits vorher in Sachen Marketing und Verkauf ein Jahr hinter Airbus und mit dem A320 Neo hinterhergehinkt. Schon jetzt stünden 5700 Airbus-A320-Neo-Orders 3700 für die 737 Max gegenüber. «Nach dem Crash von Ethiopian Airlines dürfte diese Lücke weiter wachsen», schreiben die Experten. Sogar die Rolle von Boeing im Duopol der Flugzeugbauer sieht Frost & Sullivan in Gefahr. Mit neuen Konkurrenz-Jets aus Russland und China würden Airlines mehr Auswahl erhalten.

Auch andere Produkte beeinflusst

Darüber hinaus könnte das Quasi-Grounding auch andere Bereiche von Boeing beeinflussen – immerhin wurde bereits der offizielle Rollout des neuen Langstreckenfliegers 777X deswegen verschoben. Zudem steht auch eine Entscheidung über den Bau eines neuen Flugzeugs aus, das die Lücke zwischen Dreamliner und Boeing 737 füllen soll. Die Verkäufe anderer neuer Modelle, so die Analysten, könnten sich durch die Unglücke deutlich abschwächen.