Letzte Aktualisierung: um 16:13 Uhr

Lufthansa, Delta, Air France-KLM

So nimmt der Alitalia-Poker wieder Fahrt auf

Bei Alitalia übernimmt ein neuer Sonderverwalter. Er bestreitet, dass Lufthansa Favorit sei, und kündigt Gespräche mit Delta Air Lines an. Auch Air France-KLM mischt mit.

Alitalias erhoffter Retter nimmt am Mittwoch (18. Dezember) offiziell die Arbeit auf. Als neuer und alleiniger Sonderverwalter der insolventen italienischen Fluggesellschaft traf sich der Anwalt Giuseppe Leogrande allerdings schon am Dienstagabend mit Wirtschaftsentwicklungsminister Stefano Patuanelli und Vertretern der Gewerkschaften. Leogrande widersprach dabei Medienberichten, laut denen er den Auftrag habe, einen Einstieg von Lufthansa bei Alitalia in die Wege zu leiten, den die Gewerkschaften fürchten.

«Es gibt keine vorgekochte Pasta», sagte Leogrande laut der Zeitung 24 Ore. «Ich werde mich mit Delta treffen, die darum gebeten haben, und mit jedem, der darum bittet.» Auch Minister Patuanelli bestritt, dass es eine Entscheidung zugunsten von Lufthansa gebe, deren Vertreter er auch nur einmal getroffen hätte bisher. Zudem gebe es auch noch Air France-KLM als Interessenten, gab der Minister zu bedenken.

Air France-KLM und Delta im Spiel

Damit bestätigte der Patuanelli, was die Zeitung Corriere Della Sera zuvor schon berichtet hatte: Der französisch-niederländische Luftfahrtkonzern hat ein Angebot für Alitalia vorgelegt. Der Minister nannte keine Details, doch laut dem Blatt sieht der Plan von Air France-KLM innerhalb Europas ein Joint Venture mit Alitalia vor. Interkontinentale Verbindungen sollen zudem per Codeshare ausgebaut werden. Delta Air Lines bekräftigte gegenüber der Zeitung derweil, dass man weiter entschlossen sei, bei Alitalia einzusteigen. Für 10 Prozent des Unternehmens wollen die Amerikaner 100 Millionen Euro zahlen.

Delta war schon zuvor als Partner in einem Konsortium zur Alitalia-Rettung eingeplant gewesen. Dabei sollten die Staatsbahn Ferrovie dello Stato FS und der Autobahn- und Flughafenbetreiber Atlantia je 37,5 Prozent der Anteile übernehmen, Delta Air Lines 10 Prozent und der Staat 15 Prozent. Doch die Partner wurden sich nicht einig, Atlantia warf Ende November das Handtuch. Patuanelli unterstrich am Dienstag noch einmal, dass dieses Kapitel beendet sei und Atlantia nicht wieder als Partner infrage komme.

Kostensenkung steht an erster Stelle

Lufthansas hat nur Interesse am Flugbetrieb von Alitalia, nicht an den Diensten am Boden. Die Deutschen würden zudem die Flotte von 113 auf rund 90 Flugzeuge verkleinern und Personal abbauen. Im Gespräch mit italienischen Journalisten in Frankfurt sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr, er habe gegenüber Italiens Behörden deutlich gemacht, dass die Umstrukturierung und der richtige Partner entscheidend für die Zukunft von Alitalia seien.

Nicht ganz klar bei all dem ist, ob, wann und inwieweit Lufthansa bereit ist, bei der insolventen Airline auch einzusteigen. Wahrscheinlich ist, dass sie erst eine Reduktion der Kosten sehen will, dann eine Partnerschaft und schließlich einen Einstieg oder eine Übernahme anstrebt. Dass die Senkung der Kosten nun – unabhängig von Lufthansa – die erste Aufgabe für Sonderverwalter Leogrande ist, betont auch Minister Patuanelli. Die Frage ist, ob es in diesem Zuge auch Entlassungen geben wird, und falls ja, in welchem Umfang.