Letzte Aktualisierung: um 21:07 Uhr

Hatschi

So niedrig ist die Ansteckungsgefahr im Flugzeug

Ein paar Stunden im Flugzeug und schon eine Erkältung eingefangen. Eine Studie deutet darauf hin, dass das unwahrscheinlich ist - solange man nicht bei einem Kranken sitzt.

Wer stundenlang mit vielen anderen Menschen dicht an dicht in der Economy Class sitzt und irgendwo hinter sich ein Husten hört, denkt oft: Nach dem Flug werde ich doch bestimmt krank. Doch wie hoch ist tatsächlich die Wahrscheinlichkeit, sich im Flugzeug anzustecken? Das hat nun eine Forschergruppe namens Fly Healthy untersucht.

Zehn Forscher reisten dazu in den USA gemeinsam in Fliegern mit einem Gang, meist Boeing 757. Sie verteilten sich über die Economy Class und zeichneten Verhalten und Bewegungen der Passagiere auf. Insgesamt untersuchte das Team so zehn Transkontinentalflüge, die zwischen 211 und 313 Minuten dauerten. Dabei stellten die Experten zum Beispiel fest, dass 38 Prozent der Reisenden während des Fluges ihren Platz nicht verließen, 38 Prozent dies ein Mal pro Flug taten, 13 Prozent zwei Mal und 11 Prozent mehr als zwei Mal. Im Durchschnitt verbrachte jeder Reisende, der aufstand, 5,4 Minuten außerhalb seines Sitzes.

Vorsicht bei kranken Crewmitgliedern

Auf Basis dieser Daten simulierten die Forscher die Verbreitung einer Atemwegserkrankung durch Tröpfcheninfektion. Dazu gingen sie von einem erkrankten Reisenden auf Gangplatz 14C aus. Das Ergebnis: «Die elf nächsten Nachbarn haben eine hohe Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit der Übertragung zu jedem anderen Passagier ziemlich niedrig», so die Forscher. In Zahlen heißt das: Im Durchschnitt steckt sich pro Flug weniger als ein Passagier (0,7) neu an. Simulationen für andere Sitzplätze ergaben maximal zwei zusätzlich infizierte Reisende pro Flug.

Anders sieht es aus bei einer kranken Flugbegleiterin, da diese zu mehr Passagieren nahen Kontakt hat. «Ein infektiöses Besatzungsmitglied wird 4,6 Passagiere infizieren», schreiben die Forscher. Allerdings vermuten sie, dass ein sehr krankes Crewmitglied kaum zur Arbeit kommt oder zumindest ein Medikament gegen den Husten einnimmt.

Keine Viren auf Türgriffen und Co.

Um die wahre Virenbelastung auf den untersuchten Flügen zu messen, sammelte das Team insgesamt 229 Proben, etwa auf WC-Türgriffen und Sicherheitsgurtschnallen. Obwohl acht Flüge in der Grippesaison lagen, waren alle Proben negativ beim Test auf 18 verschiedene Atemwegsviren.

Die Forscher betonen, dass ihre Ergebnisse nicht einfach auf andere Flugtypen übertragbar sind. So sei es wahrscheinlich, dass auf kürzeren Flügen weniger Passagiere ihren Platz verlassen. Auf Langstreckenrouten sei wohl genau das Gegenteil der Fall. Auch würden Flugzeuge mit zwei Gängen zu anderen Ergebnissen führen. Ebenfalls ist zur Studie zu erwähnen, dass sie unter anderem durch Boeing finanziert wurde und ein Boeing-Angestellter zum Team gehörte.