Synhelion-Anlage eröffnet
218 Spiegel helfen Swiss, sauberes Kerosin herzustellen
Das Jungunternehmen Synhelion hat eine Anlage zur Herstellung von nachhaltigem Flugtreibstoff eröffnet. Lufthansa-Tochter Swiss ist Investorin - und enge Beraterin.
Synhelions Anlage namens Dawn in Jülich: ein Turm und viele Spiegel.
Hier ist der Turm während der Kalibrierung zu sehen – daher befinden sich die beiden Lichtpunkte links und rechts vom Empfänger.
Wenn die Spiegel ihr Licht auf den Empfänger reflektieren – was für die Treibstoffproduktion nötig ist -, sieht es so aus.
So sieht es hinter dem Empfänger im Inneren des Turmes aus.
Die Anlage in Jülich ist in erster Linie eine Testanlage, denn in Deutschland gibt es zu viele Wolken und zu wenig Sonne.
Synhelions Anlage namens Dawn in Jülich: ein Turm und viele Spiegel.
Hier ist der Turm während der Kalibrierung zu sehen – daher befinden sich die beiden Lichtpunkte links und rechts vom Empfänger.
Wenn die Spiegel ihr Licht auf den Empfänger reflektieren – was für die Treibstoffproduktion nötig ist -, sieht es so aus.
So sieht es hinter dem Empfänger im Inneren des Turmes aus.
Die Anlage in Jülich ist in erster Linie eine Testanlage, denn in Deutschland gibt es zu viele Wolken und zu wenig Sonne.
Zwischen Düsseldorf, Köln und Aachen, nahe dem Tagbau Hambach liegt die Stadt Jülich. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR betreibt dort zwei Solartürme sowie mehr als 2000 bewegliche Spiegel, sogenannte Heliostaten. 2022 nutzte das Schweizer Start-up Synhelion die Anlage für Tests zur Herstellung von sogenanntem Solartreibstoff.
Mittlerweile hat Synhelion, hervorgegangenen aus der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich, in Jülich eine eigene Anlage zur Treibstoffherstellung errichtet. Sie trägt den Namen Dawn (Sonnenaufgang) und wurde am Donnerstag (20. Juni) offiziell eröffnet. Sie besteht unter anderem aus einem 20 Meter hohen Turm und bis zu 218 Heliostaten.
Nicht genug Sonne in Deutschland
Diese Spiegel, die sich mit dem Stand der Sonne mitbewegen, reflektieren das Sonnenlicht auf einen Empfänger oben am Turm. Der Empfänger erzeugt Temperaturen von bis zu 1500 Grad. Diese Hitze nutzt Synhelion, um Biogas und Wasser zuerst in Synthesegas zu verwandeln und dann in flüssiges synthetisches Rohöl, genannt Syncrude. Daraus wird anschließend in einer Raffinerie nachhaltiger Treibstoff für Flugzeuge, Autos oder Schiffe.
Die Anlage in Jülich ist in erster Linie eine Testanlage, in der alle Technologien erstmals zusammen im industriellem Maßstab zum Einsatz kommen. Denn obwohl die Anlage über einen Speicher verfügt und über eine Heizmöglichkeit ohne Solarenergie: In Deutschland scheint nicht genug Sonne, um dort im großen Maßstab zu produzieren.
Swiss hat das Jahr 2027 im Visier
Daher wird Synhelion ab 2025 in Spanien die erste Anlage bauen, die das möglich macht. Sie soll Rise heißen und 2027 den Betrieb aufnehmen. Ab dann hofft auch Lufthansa-Tochter Swiss, Investorin bei Synhelion, Treibstoff in relevanter Menge von der Firma zu beziehen, wie Kommerzchefin Heike Birlenbach bei der Eröffnung im Gespräch mit aeroTELEGRAPH erklärte. In der Zwischenzeit gehe es der Fluggesellschaft aber nicht darum, «dass wir nur Geld geben und warten, was Synhelion macht», sagte Birlenbach.
Man stehe dem jungen Unternehmen auch beratend zur Seite. «Wir und unsere Spezialisten unterstützen Synhelion in vielen Bereichen, gerade auch, wenn es darum geht, das Geschäftsmodell aufzustellen und große Mengen Solartreibstoff in die Luftfahrtwelt hinein zu bekommen.» Sowohl Swiss als auch Mutterkonzern Lufthansa seien Synhelion-Partner.
Austausch mindestens alle zwei Wochen
Die Zusammenarbeit ist dabei durchaus eng. Mindestens alle zwei Wochen gibt es laut Managerin Birlenbach einen Experten-Austausch zwischen den Fluggesellschaften und dem Start-up, außerdem immer wieder auch Workshops zu einzelnen Themen.
Gianluca Ambrosetti, einer der beiden Chefs von Synhelion, sagte, in der Anlage in Jülich gehe es zwar in ersten Linie darum, Technologie zu erproben. Dennoch wolle man noch 2024 erstmals Treibstoff ausliefern, wenn auch noch nicht verkaufen. «Wie wir das in den Einsatz bringen, ist noch in Diskussion mit den Partnern», so Ambrosetti. Swiss-Managerin Birlenbach sagte, man spreche zwar noch von sehr kleinen Mengen, der Solartreibstoff sei aber eh zur Beimischung bestimmt, und die sei unabhängig von der Menge möglich.
So groß sind Synhelions Ziele
Der Firma, zu deren Investoren neu auch Pilatus zählt, fehlt es nicht an großen Zielen. 2027 will sie 1000 Tonnen herstellen. Größere Anlage sollen bis 2033 schon die Produktion von einer Million Tonnen ermöglichen. Und 2040 will Synhelion die Hälfte des europäischen Bedarfs an nachhaltigen Flugtreibstoffen abdecken. Dabei soll nicht nur Biogas Grundstoff des Prozesses bleiben. Es soll auch C02 verwendet werden, das aus der Luft gefiltert wird. An dieser Technologie arbeitet Climeworks, eine andere Ausgründung der ETH Zürich.
In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie die Anlage in Jülich. Ein Klick aufs Foto öffnet die Galerie im Großformat.