FAA sieht kein Risiko
Sitzabstand im Flieger darf weiter sinken
Amerikanische Verbraucherschützer wollten dem Trend zu geringeren Sitzabständen Einhalt gebieten. Doch die Luftfahrtbehörde FAA will nicht eingreifen.
Sitzabstand: Früher war er bei den meisten Airlines größer.
Sitzabstand: Früher war er bei den meisten Airlines größer.
Airlines bauen mehr Sitze in ihre Flugzeuge und reduzieren dabei den Sitzabstand. Auf bis zu 28 Zoll oder 71 Zentimeter sinkt er bei mancher Fluglinie. Gegen diesen Trend zieht die US-Vebraucherschutzgruppe Flyers Rights zu Felde. Sie argumentiert unter anderem, dass die Kombination aus geringerem Sitzabstand und wachsender Körperfülle der Fluggäste die Evakuierung der Maschine im Notfall erschwere und unzulässig in die Länge ziehe.
So fordert Flyers Rights von der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA, sich der Sache anzunehmen. Doch die Behörde will nicht regulierend eingreifen. Ein Gericht stellte sich im vergangen Jahr zumindest soweit auf die Seite der Verbraucherschützer, dass es die FAA aufforderte, ihre Ablehnung besser zu begründen. Darauf hat die Behörde nun am Montag vergangener Woche (2. Juli) geantwortet. Die FAA habe «keine Beweise dafür, dass es ein unmittelbares Sicherheitsproblem gibt, das zu diesem Zeitpunkt eine Regulierung erforderlich macht», zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg aus dem Schreiben.
Videos von Airbus und Boeing
Die Luftfahrtbehörde kommt in einer Zusammenfassung von Evakuierungstest-Ergebnissen zu dem Schluss, dass andere Faktoren entscheidend seien für das Tempo der Evakuierung. So müssten die Flugbegleiter selber erst zu den Notausgängen gelangen, die Lage außerhalb des Fliegers checken, die Türen und damit die Notrutschen öffen, so die FAA. Derweil hätten auch Fluggäste in engen Sitzreihen genug Zeit, diese zu verlassen. «Die FAA hat keine Beweise, dass ein typischer Passagier, sogar ein größerer, mehr als ein paar Sekunden braucht, um aus seinem Sitz zu kommen», heißt es. Verlangsamen könnte sich die Evakuierung dann eher, wenn die Reisenden an den Notausgangstüren stünden.
Als Belege veröffentlichte die FAA erstmals auch Videos von Evakuierungstest der Flugzeughersteller Boeing, Airbus und Embraer. In einem Statement von Airbus zum eigenen Filmmaterial heißt es etwa: «Diese Videosequenzen von Evakuierungstests mit unterschiedlichen Sitzabständen zeigen deutlich, dass der Unterschied beim Sitzabstand nicht die Fähigkeit der Evakuierten beeinträchtigt, einen Ausgang zu erreichen, und keinen messbaren Einfluss auf die Evakuierungszeit hat.»
Verbraucherschützer fordern Aufschrei
Flyers-Rights-Präsident Paul Hudson nannte die Demonstrationen der Flugzeugbauer fragwürdig und warf der FAA vor, keine realistischen Tests durchzuführen. Nach der aktuellen Weigerung der Behörde forderte Hudson nun einen «überwältigenden öffentlichen Aufschrei» als Protest dagegen, dass die FAA Unbequemlichkeit der Passagiere lächerlich mache und alle Sicherheits- und Gesundheitsbedenken einfach abtue.
Um die Zertifizierung von der FAA zu erhalten, müssen Flugzeughersteller bisher nur zeigen, dass die Evakuierung ihrer voll besetzten Flugzeuge innerhalb von 90 Sekunden möglich ist. Vorgaben etwa zu Sitzabstand und Sitzbreite macht die Behörde dagegen nicht.
Thrombosegefahr
Die Kritik an geringen Sitzabständen gilt nicht einzig der Sorge um eine reibungslose Evakuierung. Flyers Rights warnt etwa auch vor einer steigenden Thrombosegefahr. Die kanadische Professorin Jan Davies argumentiert zudem, dass es bei einem Sitzabstand von weniger als 30 Zoll (76 Zentimeter) für eine normale große Person nicht möglich sei, sich bei einer Notlandung oder -wasserung in die richtige Sicherheitsposition zu bringen.