Immer mehr Fälle
Gestörte GPS-Signale: Flugzeug kam 150 Kilometer von Strecke ab
Die Berichte von Flugzeugen, die über dem Irak gefälschte GPS-Signale erhalten, häufen sich. Auch die Luftfahrtbehörde der USA hat inzwischen eine Warnung ausgesprochen, weil Flieger stark vom Kurs abkamen.
Vorfälle über dem Irak: Sie häufen sich.
Vorfälle über dem Irak: Sie häufen sich.
Eigentlich war es schon unheimlich genug. Gefälschte GPS-Daten führten Zivilflugzeuge über dem Irak vom Kurs ab – teilweise waren sie navigationsunfähig und mussten von der Flugsicherung Vektoren zur Orientierung anfragen. Seitdem die Flugplanungsvereinigung Ops Group diese Warnung am Montag (25. September) herausgegeben hat, häufen sich die Berichte über die Vorfälle.
Waren es am Montag noch zwölf Berichte über sogenanntes GPS-Spoofing, sind es inzwischen bereits 20. «Im Luftraum von Baghdad haben wir sowohl GPS im Flugzeug als auch auf beiden iPads verloren», berichtet etwa die Crew einer Embraer Legacy 650. Darüber hinaus habe auch das Inertial Reference System IRS, welches bei der Bestimmung der geografischen Position hilft, nicht mehr funktioniert.
Fast ohne Freigabe in den iranischen Luftraum
Der Autopilot drehte ebenfalls durch. Als die Crew schließlich bei der Flugsicherung Daten zu ihrer Position anforderte, stellte sie fest, dass sie etwa 150 Kilometer abseits der geplanten Strecke flog. «Wir wären fast ohne Freigabe in den iranischen Luftraum geflogen», berichten die Piloten.
Der Standort, an dem die Mehrheit der Fälle auftrat, bleibt gleich: Die Flugroute UM688 befindet sich über dem Irak, in der Nähe der iranischen Grenze, oberhalb einer aktiven Konfliktzone. «Jede unbeabsichtigte Abkehr in den iranischen Luftraum ohne Flugplan riskiert Maßnahmen des iranischen Militärs», schreibt die Ops Group.
Auch FAA warnt
Die Crew einer Bombardier Challenger berichtet, sie hätten «alles verloren, was mit Navigation zu tun hat, und das IRS zeigte, dass wir um 70 bis 90 nautische Meilen abgedriftet waren. Auch eine falsche Bodengeschwindigkeit wurde wohl angezeigt». Man brauchte bis zur Landung in Doha Navigationsdaten von der Flugsicherung.
Auch die Luftfahrtbehörde der USA warnt mittlerweile vor einem Sicherheitsrisiko für Zivilflugzeuge durch GPS-Spoofing. Die Ops Group erklärt, dass es sich dabei nicht um das sogenannte GPS Jamming handelt, bei dem das Signal ausfällt. Beim Spoofing werden die Daten gezielt manipuliert. Wie genau das möglich ist, kann man sich aktuell nicht erklären.
Beteiligung einer Drohne?
Dass auch das IRS beeinträchtigt wird, ist ebenfalls eine Besonderheit, da es eigentlich unabhängig funktioniere, schreibt die Ops Group. Geheimdienstexperten vermuten, dass dahinter auch die Beteiligung einer Drohne stecken könnte.
Die Federal Aviation Administration FAA empfiehlt Crews, «einen zusätzlichen Schwerpunkt auf die Aufrechterhaltung der kontinuierlichen Kommunikation mit den zuständigen Flugsicherungsbehörden zu legen, die Leistung der Flugzeugausrüstung genau auf Diskrepanzen oder Anomalien zu überwachen und darauf vorbereitet zu sein, ohne GPS-Navigationssysteme zu arbeiten.»