Flughafen von Singapur
Changi bekommt noch ein Terminal
Das vierte Terminal vom Changi Airport ist noch nicht fertiggestellt, da plant Singapur bereits das fünfte. Doch wo sollen die neuen Passagiere herkommen?
Changi Airport soll weiter wachsen: Die neue Ankunftshalle ist luftig gestaltet.
Changi Airport soll weiter wachsen: Die neue Ankunftshalle ist luftig gestaltet.
Im Jahr 2017 soll es soweit sein. Dann wird das neue Terminal 4 des Singapore Changi Airport eröffnet. Es wird 16 Millionen Passagiere pro Jahr abfertigen können und bietet Platz für 17 Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge. Doch bevor das neue Terminal überhaupt fertig gestellt ist – geschweige denn genutzt wird – plant die Regierung von Singapur bereits das nächste. Terminal 5 soll gigantisch werden. Nach derzeitigen Plänen kann es jährlich 50 Millionen Passagiere abfertigen, berichtet Channel News Asia.
Ein neuer Finanzierungsfonds wurde bereits gegründet, die ersten umgerechnet zwei Milliarden Euro sollen bald fließen. Weitere Mittel werden je nach Finanzlage des Stadtstaates nachgeschossen. «Das Projekt wird eine der größeren Ausgaben der Regierung in den kommenden 10 bis 15 Jahren sein», erklärte Premier- und Finanzminister Tharman Shanmugaratnam. «Es ist nur richtig, bereits jetzt Geld dafür auf die Seite zu legen, wenn unsere finanziellen Mittel das erlauben.»
Milliardenschweres Investitionsprogramm
Terminal 5 soll dabei helfen, Singapur weiterhin als Drehkreuz nicht nur für Passagiere, sondern auch für Fracht in Südostasien zu etablieren. Nicht nur der Flughafen soll nämlich ausgebaut werden, auch der Hafen sowie der öffentliche Nahverkehr. «In den vergangenen fünf Jahren haben wir knapp 15 Milliarden Singapur-Dollar (zehn Milliarden Euro) in den öffentlichen Nahverkehr investiert, weitere rund 25 Milliarden sollen in den nächsten fünf Jahren folgen.» Die Investitionen sind die umfangreichsten seit den Neunzigerjahren und sollen nach Worten von Premierminister Tharman den Lebensstandard der Bevölkerung steigern und die Wirtschaft ankurbeln.
Ob das wirklich klappt, ist fraglich, kommentiert CNBC. Es sei überhaupt nicht klar, wo die Millionen neuer Passagiere überhaupt herkommen sollen. Denn die Planung setzt voraus, dass das Passagieraufkommen jährlich mindestens um vier Prozent wächst – zehn Jahre lang. Ob das wirklich so sein wird, darf bezweifelt werden: 2014 fiel das internationale Passagieraufkommen um 3,1 Prozent. Es drohe ein Kapazitätsüberschuss der lokalen Airlines, warnten Experten schon vor Monaten.
Changi mit Überkapazitäten?
Andere Experten, wie etwa Ben Vogel von IHS Jane’s Airport Review, finden Singapur Taktik nicht falsch: Der Flughafen versuche den Entwicklungen vorauszubleiben. Schätzungen zufolge wird sich das Passagieraufkommen im Asien-Pazifik-Raum bis 2031 verdreifachen. Singapore Changi wäre also vorbereitet – im Gegensatz etwa zu Bangkok und Jakarta, wo die Airports chronisch überlastet sind.
Zudem sei der Airport die wirtschaftliche Verbindung zum Rest der Welt, kommentiert Jonathan Galaviz, Partner bei Global Market Advisors. Insbesondere die Konkurrenz aus dem Nahen Osten setze Singapur zu. So habe etwa Qantas 2013 sein Drehkreuz für Europaflüge von Singapur nach Dubai verlegt. Und Air Asia schloss seine Singapur-Basis ganz. «Je größer Changi ist, desto größer ist die Chance, dass es zum Drehkreuz für andere große Airlines neben Singpore Airlines wird.»
Konkurrenz aus dem Nahen Osten und China
Doch die Konkurrenz schläft nicht: Auch andere Flughäfen rüsten auf und werben um Fluglinien, darunter viele im Nahen Osten und der Großflughafen von Guangzhou sowie mehr als 100 neue Flughäfen, die in China bis 2027 entstehen sollen. Das könnte den Luftverkehr ziemlich verändern, meint Graham Pickett von Deloitte.