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Drohung Richtung USA

Setzt die Türkei auf MS-21 und Superjet?

Die Türkei und Russland wollen in der Zivilluftfahrt enger zusammenarbeiten. Gerade für die Boeing 737 Max könnte das Konkurrenz bedeuten.

Ende Juli drohte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, Bestellungen für mehr als 100 Boeing-Jets zu stornieren. Der Grund: Die Vereinigten Staaten hatten die Türkei als Kundin aus dem F-35-Kampfjet-Programm ausgeschlossen, da das Land ein Raketenabwehrsystem aus Russland kauft und nicht das amerikanische Pendant. Bei den angedrohten Abbestellungen geht es um 63 Boeing 737 Max, 24 Boeing 787 und drei Boeing 777-Frachter für Turkish Airlines.

Was dabei wenig Beachtung fand: Schon einige Tage zuvor hatte der russische Energieminister Alexander Novak eine Alternative zumindest für die Boeing 737 Max ins Spiel gebracht. Nach einem Treffen von Regierungsvertretern beider Länder in Antalya sagte er in einem russischen TV-Interview, man diskutiere nicht nur über die Möglichkeit einer gemeinsamen Helikopterproduktion. Man führe auch Gespräche über Lieferungen und gemeinsame Produktion von Superjet 100 und Irkut MS-21.

Wie erfolgreich wird die MS-21?

Wird es in Zukunft also Produktionsstätten für russische Jets in der Türkei geben? Schon im März 2017 hatte Irkut erklärt, man verhandle mit mehreren türkischen Fluglinien über die MS-21. Im November 2017 unterzeichneten der staatliche Luft- und Raumfahrtkonzern Turkish Aerospace Industries und Irkut auf der Dubai Air Show dann eine Absichtserklärung für gemeinsame Entwicklung und Produktion in der Zivilluftfahrt.

Sollte die 737-Max-Krise sich weiter hinziehen oder politische Spannungen zwischen der Türkei und den USA zunehmen, könnte die MS-21 – erfolgreicher Betriebsstart vorausgesetzt – wirklich eine Alternative für türkische Fluggesellschaften werden. Laut Analysten hat der russische Kurz- und Mittelstreckenjet durchaus Potenzial, der Boeing 737 und dem Airbus A320 Neo Konkurrenz zu machen. Nicht zuletzt, weil das Flugzeug neu entwickelt ist, während es sich bei den westlichen Konkurrenten um neue Varianten eines 51 Jahren alten und eines 21 Jahre alten Modells handelt.

Auch Kampfjet Su-57 kommt von Sukhoi

Weniger attraktiv dürfte aktuell der Superjet sein. Viele der Flieger stehen aufgrund von Serviceproblemen am Boden und zuletzt machte Sukhoi kaum noch Geld mit dem Flieger. Allerdings: Russland würde die Türkei eh gerne als Sukhoi-Kunden gewinnen – beim Tarnkappkampfjet Su-57. Die Chancen dafür haben sich durch die Absage aus den USA für den F-35 vergrößert und Sukhoi hat gerade den Start der Su-57-Serienproduktion bekannt gegeben. Womöglich einigt man sich auf ein Geschäft, das militärische und zivile Flieger beinhaltet.