Absturz in Kolumbien
Sechs Fragen zum Unglücksflug von Lamia
Der Avro RJ85 von Lamia ging vor dem Absturz in Kolumbien der Treibstoff aus. Wie konnte es dazu kommen? Sechs Fragen und Antworten.
Erste Bilder des Wracks.
Der Fußballclub Chapecoense Real hatte die Avro RJ85 schon mehrmals gemietet.
Die Avro mit der Kennzeichnung CP-2933 war das letzte flugtaugliche Flugzeug von Lamia.
Früher war die Flotte einmal größer. Die Lizenz hat Lamia inzwischen verloren.
Die Back Boxes der Avro wurden geborgen. Sie sind unversehrt.
Der Aeropuerto Internacional José María Córdova von Rionegro. Hier hätte die Maschine landen sollen.
Erste Bilder des Wracks.
Der Fußballclub Chapecoense Real hatte die Avro RJ85 schon mehrmals gemietet.
Die Avro mit der Kennzeichnung CP-2933 war das letzte flugtaugliche Flugzeug von Lamia.
Früher war die Flotte einmal größer. Die Lizenz hat Lamia inzwischen verloren.
Die Back Boxes der Avro wurden geborgen. Sie sind unversehrt.
Der Aeropuerto Internacional José María Córdova von Rionegro. Hier hätte die Maschine landen sollen.
1. Ist bestätigt, dass die Avro RJ85 von Lamia der Treibstoff ausgegangen ist? Die kolumbianischen Behörden haben offiziell erklärt, dass kein Kerosin mehr im Wrack des Flugzeuges war, mit dem die brasilianische Fußballmannschaft Chapecoense und ihr Stab verunglückten. Zudem hat der Pilot vor dem Absturz den Treibstoffmangel per Funk thematisiert.
2. Warum flog die Avro RJ85 dann noch Schleifen vor der Landung? Der Pilot von Flug LMI2933 hatte zwar eine vorgezogene Landung verlangt, aber keinen Notruf ausgesandt. Zur gleichen Zeit hatte zudem ein anderes Flugzeug ein technisches Problem gemeldet. Es wurde deshalb von den Lotsen im Kontrollturm des Aeropuerto Internacional José María Córdova von Rionegro bei Medellín der Avro vorgezogen.
3. Warum flog die Maschine eine Strecke, die eigentlich kaum zu schaffen ist? Das ist noch Gegenstand der Ermittlungen. Eigentlich war die Maschine in Kolumbien als von Cobija im Norden von Bolivien aus kommend angemeldet. Diesen Flughafen konnte der Pilot aber nicht mehr ansteuern um aufzutanken, weil der Flug von Lamia bereits beim Start in Santa Cruz de la Sierra Verspätung hatte. Der vorgesehene Flughafen wird abends geschlossen. Darum flog der Kapitän der Avro RJ85 weiter. Als zweite Option war Bogota zum Auftanken vorgesehen. Warum nicht dort gelandet wurde, ist nicht bekannt.
4. Warum tat der Pilot das? Dazu gibt es nur Spekulationen. Eine Flughafenmitarbeiterin in Santa Cruz de la Sierra stellte den Nonstopflug vor dem Start in Frage. Sie wies dabei ausdrücklich auf die Reichweite hin. Der Pilot, der zugleich Miteigentümer von Lamia war, erklärte aber, man werde schneller sein als geplant und deshalb sei der Nonstopflug unproblematisch. Hat er Flughafengebühren in Bogota sparen wollen? Wollte er einen wichtigen Kunden nicht verlieren? Das alles sind offene Fragen.
5. Was für eine Fluggesellschaft ist Lamia? Lamia (Línea Aérea Merideña Internacional de Aviación, aber auch Spanisch für: die Meine) wurde 2009 in der Stadt Mérida in Venezuela gegründet. Sie nahm den Flugbetrieb nie auf. 2015 erhielt das Unternehmen dann eine Betriebsgenehmigung in Bolivien. Sie spezialisierte sich auf Charterflüge für Fußballmannschaften. Dabei bot sie gemäß lokalen Medienberichten offenbar oftmals massiv tiefere Preise als die Konkurrenz an. Zuletzt hatte Lamia nur noch eine betriebstüchtige Avro RJ85 in der Flotte – die nun abgestürzt ist. Inzwischen wurde der Airline die Lizenz entzogen.
6. Wie häufig sind Abstürze wegen Treibstoffmangel? Extrem selten. Nur 0,5 Prozent aller Unfälle sind gemäß der amerikanischen Flight Safety Foundation darauf zurückzuführen. Die Experten von Jacdec kommen auf 2,6 Prozent. Dazu gehören aber auch Unfälle, bei denen genug Treibstoff im Tank ist, dieser aber aus irgendwelchen Gründen nicht zu den Motoren fließt.
7. Wie viel Kersoinreserven müssen Flugzeuge mitführen? Flieger müssen gemäß Icao-Vorschriften (Annex 6, Part I, section 4.3.6) generell für 5 Prozent oder mindestens 5 Minuten Flugzeit mehr tanken als zur Erreichung des Ziels nötig ist. Zudem müssen sie soviel tanken, dass ein Ausweichflughafen zu erreichen ist, sollte der Zielairport nicht ansteuerbar sein. Dazu kommt eine Pflichtreserve von 30 Minuten. Darüber hinaus kann der Pilot selbst eine noch größere Reserve verlangen.