Letzte Aktualisierung: um 23:14 Uhr

787 von Virgin Atlantic mit Rückenwind

Schneller als der Schall – nur ohne den Knall

Ein Dreamliner von Virgin Atlantic erreichte auf dem Flug von Los Angeles nach London eine Rekordgeschwindigkeit. Einen Überschall-Knall gab es dennoch nicht.

Eigentlich ist die Zeit der Überschall-Passagierflüge vorbei – auch wenn es zahlreiche Versuche gibt, einen Nachfolger der legendären Concorde zu bauen. Dennoch schaffte es eine Boeing 787 der Airline Virgin Atlantic in der Nacht vom 18. auf den 19. Februar, deutlich schneller als der Schall zu fliegen. Der Jet war unterwegs von Los Angeles nach London Heathrow, als er über dem US-Bundesstaat Pennsylvania eine Geschwindigkeit von 1289 Kilometern pro Stunde erreichte. Aber: Das Flugzeug schaffte das natürlich nicht ohne Hilfe. Der Jetstream war in jener Nacht extrem stark und beschleunigte das Flugzeug.

Immer wieder schaffen es Flieger auf dem Weg von den USA nach Europa wegen des Jetstreams nahe an die Schallgrenze, die bei 1236 Kilometern pro Stunde liegt. Doch die Geschwindigkeit von Flug VIR8 ist die höchste, die zumindest bei einer 787-9 bisher gemessen wurde. Normalerweise fliegt der Jet während des Reiseflugs um die 900 Kilometer pro Stunde schnell.

Kein Überschall-Knall

Obwohl die 1289 km/h deutlich über der Schallgrenze liegen, hörten die Einwohner Pennsylvanias keinen Knall, als der Flieger die Grenze durchbrach. Der Grund: Auch wenn die Geschwindigkeit über dem Grund so enorm hoch war, lag die tatsächliche Fluggeschwindigkeit tiefer. Der Flieger war einfach in die ihn umgebende, sich extrem schnell bewegende Luft eingebettet.

Die Zeitung Washington Post erklärt es mit einem für Passagiere gut verständlichen Bild: den Rollbändern am Flughafen. Wenn man auf das Band läuft und in der selben Schrittgeschwindigkeit weiterläuft, ist man tatsächlich mit einem Mal deutlich schneller – auch wenn sich die eigene Schrittfrequenz gar nicht verändert.

Jetstream kann auch zu Turbulenzen führen

Einen Knall hätte es nur gegeben, wenn der Flieger ohne den Rückenwind die Schallgrenze durchbrochen hätte. Und das hätte ein Dreamliner kaum aushalten können. Passagierflugzeuge sind normalerweise nicht dafür gebaut, dem enormen zusätzlichen Luftwiderstand standzuhalten, der entsteht, wenn man schneller als der Schall fliegt.

Der Jetstream resultiert aus einer Ausgleichsbewegung zwischen Hoch- und Tiefdruckgebieten und gilt als der stärkste natürlich auftretende Wind. Er kann Flüge enorm verlangsamen – oder eben beschleunigen. Für Passagiere ist das nicht immer angenehm. Der Wind kann auch Turbulenzen auslösen. Manchmal wählen Piloten daher Ausweichrouten, damit es nicht allzu stark wackelt.