Letzte Aktualisierung: um 8:46 Uhr

Kritische EU-Wettbewerbsbehörde

Scheitert Lufthansa bei Niki?

Die Übernahme der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki durch Lufthansa stockt. Die EU-Kommission hat wettbewerbsrechtliche Vorbehalte und will den Deal gemäß einem Bericht offenbar stoppen.

Carsten Spohr muss bei Margrethe Vestager vorsprechen. Der Lufthansa-Chef versucht der EU-Wettbewerbskommissarin im Gespräch glaubhaft darzulegen, weshalb sie die geplante Übernahme von Niki und anschließende Integration in Eurowings erlauben soll. Doch die europäische Kartellwächterin hegt offenbar Zweifel. Die EU-Kommission neige zu einem Nein zum Niki-Deal, heißt es in Medienberichten.

Duch die Übernahme von 81 Flugzeugen und damit großen Teilen von Air Berlin hat Lufthansa ihre Marktmacht in der Tat deutlich ausgebaut. Auf 55 Strecken ist neu ein Monopol entstanden. Viele davon wurden früher von Niki bedient. Vestager hatte sich denn auch schon vor einigen Wochen kritisch geäußert: «Auf einigen Strecken gibt es jetzt einen sehr hohen Marktanteil oder sogar ein Monopol», so die Politikerin in einem Interview. Das führe oft zu schlechteren Bedingungen für Passagiere und höheren Preisen.

Kein Geld mehr für Niki?

Die vertiefte Prüfung durch die EU bringt Niki offenbar in eine heikle Situation. Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet, soll Lufthansa die Zwischenfinanzierung der österreichischen Fluglinie einstellen wollen, falls die EU-Kommission eine vertiefte Prüfung des Air-Berlin-Deals plant. Denn so eine Untersuchung dauere 90 Werktage. «Dann wäre Niki wohl ebenfalls pleite», schreibt sie.

Die Vorbehalte aus Brüssel könnten Lufthansa-Konkurrenten zupass kommen. So ist etwa Thomas-Cook-Tochter Condor bei der Verteilung der Air-Berlin-Aktiva leer ausgegangen. Sie lobbyiert schon seit geraumer Zeit für Anpassungen des Deals.

Condor bringt sich wieder ins Spiel

«Normalerweise darf eine gescheiterte Gesellschaft nur dann von dem dominanten Anbieter übernommen werden, wenn es keine Alternative gibt», sagte Thomas Cooks Flugspartenchef Christoph Debus kürzlich der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. «Im Fall von Niki hat es bekanntermaßen mehrere Alternativen gegeben.» Condor hatte zusammen mit dem Österreicher Niki Lauda geboten, auch der British-Airways-Mutterkonzern IAG hatte eine Offerte eingereicht.