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NTSB sieht Lücken

Scharfe Kritik an Äthiopiens Bericht zum Absturz der Boeing 737 Max

Die äthiopische Unfalluntersuchungsbehörde hat kürzlich den Abschlussbericht zum Absturz einer Boeing 737 Max von Ethiopian Airlines veröffentlicht. Ihr Pendant aus den USA sieht erhebliche Probleme beim Bericht.

Mittlerweile fliegen in großen Teilen der Welt wieder Boeing 737 Max. Doch die beiden tödlichen Abstürze von 2018 und 2019 beschäftigen viele Menschen noch immer. Und jetzt kommt es im Nachgang des Absturzes von Flug ET302 von Ethiopian Airlines auch noch zu Missstimmung zwischen den Untersuchungsbehörden in Äthiopien und den USA.

Das äthiopische Aircraft Accident Investigation Bureau EAIB hat dieser Tage seinen Abschlussbericht zum Absturz veröffentlicht. Doch die Kollegen aus den USA sehen darin erhebliche Mängel. Man habe den ungewöhnlichen Weg gewählt, die Kommentare zu Äthiopiens Bericht auf der eigenen Webseite zu veröffentlichen, weil die äthiopische Behörde diese nicht in ihren Bericht aufgenommen habe, schreibt das NTSB in einer Stellungnahme.

Vogelschlag als möglicher Faktor

Als Unfallursache haben die Ermittler in Äthiopien die Fehlfunktion des Maneuvering Characteristics Augmentation System MCAS identifiziert. Das NTSB stimmt insofern damit überein, dass man auch in den USA die fehlerhaften Eingaben des Systems, die zu einem Sturzflug führten, als Hauptursache angesehen werden. Doch in der Stellungnahme der Behörde heißt es, dass die äthiopischen Kollegen relevante Faktoren unerwähnt lassen.

So weist das NTSB darauf hin, dass auch Vogelschlag eine Rolle gespielt haben könnte. Am Flughafen in Addis Abeba kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, bei denen Vögel Flugzeuge beschädigen. Offenbar könnte auch der Zusammenstoß mit einem Vogel den Sensor beschädigt haben, der dem MCAS fehlerhafte Eingaben fütterte. So hat etwa Collins Aerospace, der Hersteller des Sensors des Flugzeugs, erklärt, dass die Auswertung der Flugdatenschreiber Ähnlichkeit mit früheren Fällen einer Beschädigung aufgrund eines Vogelschlags haben.

Leistung der Crew nicht thematisiert

Zudem habe das Ethiopian Aircraft Accident Investigation Bureau nicht berücksichtigt, dass das Flugzeug trotz MCAS-Fehlfunktion steuerbar geblieben wäre, wenn die Besatzung den Schub manuell reduziert und die manuelle elektrische Trimmung angemessen genutzt hätte. Entsprechende Anweisungen aus den USA habe Ethiopian Airlines Monate vor dem Unfall erhalten.

«Das Fehlen von Informationen über die Leistung der Flugbesatzung schränkt die Möglichkeit ein, umfassendere und ebenso wichtige Sicherheitsprobleme anzugehen», heißt es in der Veröffentlichung des NTSB. Daten zur Analyse der Leistung der Piloten während des gesamten Fluges seien aber eigentlich ohne weiteres verfügbar gewesen.

Keine Abschrift des Stimmenrekorders

Weitere Kritik übt die Behörde der USA an der Tatsache, dass der Bericht keine vollständige Abschrift der Daten des Stimmenrekorders im Cockpit enthält. Die äthiopischen Ermittler hätten zudem in unangemessener Weise analytische Kommentare hinzugefügt und die Abschrift verändert, ohne die übrigen Mitglieder des Untersuchungsteams zu konsultieren.

«Die derzeitige Darstellung des Transkripts verhindert, dass man ein vollständiges und objektives Verständnis des Ereignisses erhält», so die Schlussfolgerung des NTSB. Zudem wirft es dem äthiopischen Pendant auch Falschaussagen vor. Die Anpassungen, die Boeing an der 737 Max 8 umgesetzt hat, hätten keine endgültige Genehmigung erhalten, heißt es dort. Das sei falsch.

Falschaussagen?

Auch, dass Boeing nicht ordnungsgemäß auf die Anfrage von Ethiopian Airlines nach weiteren Informationen über das MCAS nach dem Absturz der 737 Max von Lion Air im Oktober 2018 reagiert hat, entspreche nicht den Tatsachen. Nach Angaben des NTSB hat Boeing am 3. Dezember 2018 in Ergänzung des zuvor veröffentlichten Betriebshandbuchs für alle Betreiber des Modells spezifische Leitlinien für den Umgang mit unkontrollierten Trimmbewegungen des Stabilisators bereitgestellt.