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Kosten müssen sinken

SAS kämpft ums Überleben – sagt der neue Chef

Die skandinavische Fluglinie ist noch immer gefährdet. Das sagt der neue Chef Anko van der Werff. Er sieht die hohen Kosten als Grundproblem von SAS und fordert die Gewerkschaften zu Sparverhandlungen auf.

«Zum Tangotanzen braucht es zwei.» Anko van der Werff spielt damit nicht auf einen letzten Job in Südamerika an, wo er sieben Jahre lang gearbeitet hat, zuerst bei Aeromexico und zuletzt zwei Jahre als Chef von Avianca. Seit Mitte Juli ist der Niederländer zurück in Europa und leitet SAS.

Seine Analyse nach drei Monaten ist vernichtend. «SAS kämpft ums Überleben», sagte van der Werff  am Wochenende in einem Interview mit der dänischen Wirtschaftszeitung Finans. «Wenn ich sehe, wie der Markt sich jetzt präsentiert, wie sich unsere Kunden verändern und wie hoch unsere Schulden sind, ist es ganz klar, dass wir die Dinge deutlich anders machen müssen.»

«Das größte Problem sind die Kosten»

Und im Hinblick darauf verwendete van der Werff das Tango-Bild. Er will, dass sich die Gewerkschaften im Takt mit dem Management bewegen. Er fordert sie deshalb zu dreimonatigen Verhandlungen zur Anpassung der Arbeitsbedingungen auf.

«Das größte Problem von SAS sind die Kosten, also müssen wir dort ansetzen», so der neue Chef. Die Fluggesellschaft müsse «wettbewerbsfähig sein, damit wir überleben, wachsen und Arbeitsplätze schaffen können». Andere Airlines hätten in der Corona-Krise ihre Kostenstruktur angepasst, das müsse SAS auch schaffen.

Regierungen mussten helfen

Im Geschäftsjahr 2019/20 verlor SAS 9,3 Milliarden schwedische Kronen oder umgerechnet 930 Millionen Euro. Das ist rund das Doppelte des Saldos aller Gewinne und Verluste in den neun Jahren zuvor. Zugleich steigen die Schulden um ein Vielfaches auf 18,9 Milliarden Kronen. Die Führung reagierte mit einem Abbau von 5000 Arbeitsplätzen oder 40 Prozent der Belegschaft. Doch aus dem Schneider ist die skandinavische Fluglinie damit noch nicht. In den ersten neun Monaten des neuen Geschäftsjahres 2020/21 verlor sie erneut 5,7 Milliarden Kronen.

Diesen Mai mussten die Regierungen von Dänemark und Schweden – sie halten beide 21,8 Prozent der Anteile – der Nationalairline denn auch erneut helfen. Sie gewährten ein zusätzliches Darlehen in Höhe von fast 300 Millionen Euro. 2020 hatte sie bereits ein staatliches Darlehen gegeben und sich an einer Kapitalerhöhung beteiligt.

Starke Gewerkschaften

Die Verhandlungen mit den Gewerkschaften werden allerdings schwierig. Dieser Tage haben Pilotinnen und Piloten der Fluglinie wegen der kürzlich in SAS Connect umbenannten irischen Tochter demonstriert. Sie führt mit sechs Airbus A320 Neo Flüge zwischen London und Skandinavien durch und weist deutliche niedrige Kosten auf als die Kern-Airline. Ähnlichen Widerstand dürfte es allgemein geben, wenn Van der Werff die Arbeitsbedingungen in Skandinavien verschlechtern will.

Die Arbeitnehmervertretungen sind in Skandinavien generell sehr stark. In Norwegen sind über alle Branchen gesehen 52 Prozent aller Angestellten gewerkschaftlich organisiert, in Schweden 66 Prozent und in Dänemark 67 Prozent. Im restlichen Europa sind es rund halb so viele.