Airbus- und Boeing-Jets in der Flotte
S7 Airlines produziert fehlende Flugzeugteile bald selbst
Mangels Ersatzteilen müssen viele Flugzeuge russischer Airlines derzeit am Boden bleiben. S7 will Abhilfe schaffen - und die Komponenten einfach selbst bauen.
Techniker von S7 bei der Wartung: Die Airline braucht dringend Ersatzteile.
Techniker von S7 bei der Wartung: Die Airline braucht dringend Ersatzteile.
Der Mangel an Ersatzteilen setzt Russlands Luftfahrt zu. Um ihre Flotten flugfähig zu halten, mussten Airlines teils sogar schon intakte Flugzeuge ausschlachten. Die Regierung hat allerdings schon vor ein paar Monaten den Weg für eine andere Lösung geebnet.
Die Luftfahrtbehörde Rosaviatsiya erteilte im vergangenen Sommer fünf russischen Unternehmen Zertifikate für die Entwicklung von Ersatzteilen für Boeing- und Airbus-Flugzeuge. Das heißt: Sie dürfen die Teile kopieren und selbst bauen. Zu den Unternehmen, welche die Erlaubnis erhalten haben, gehören unter anderem das Staatliche Forschungsinstitut für Zivilluftfahrt und S7 Technics.
«High-Tech-Produktion»
Letztere gehört zur russischen Airline-Gruppe S7 und die setzt die Pläne nun konkret um. Wie die Nachrichtenagentur Tass berichtet, hat die S7 Group die Fabrik Berdsk Electromechanical Plant erworben. Dort will man künftig fehlende Teile produzieren, testen und zertifizieren. «Es wird eine moderne High-Tech-Produktion sein», so das Unternehmen.
Um welche Teile es genau geht, ist nicht klar. Die Regierung hatte die Erlaubnis zunächst für Kabinenkomponenten wie Passagiersitze oder Kücheneinrichtungen erteilt. Doch S7 Technics erhielt auch das Recht, Änderungen an Bauteilen vorzunehmen und Reparaturprogramme zu entwickeln, heißt es.
Westliche Flotte
Auch der Bau anderer Ersatzteile ist aber eine Option. Das russische Industrie- und Handelsministerium wollte dafür mindestens fünf Originalteile von Flugzeugen für einen 3D-Scan auswählen, die Materialzusammensetzung untersuchen und die Festigkeitseigenschaften des Produkts bestimmen.
S7 Airlines leidet stark unter den Sanktionen, denn ihre Flotte besteht aus Jets von drei ausländischen Herstellern. Die private russische Fluglinie fliegt aktuell mit Airbus A320 und A321 jeweils in Ceo- und Neo-Version, sie betreibt Boeing 737-800 und hat Boeing 737 Max an den Leasinggeber zurückgehen lassen, und sie setzt Embraer E170 ein. Ihre Tochter-Airline Globus fliegt zudem mit Airbus A319 für S7.
Viele Flieger am Boden
Etliche Flugzeuge der Airline befinden sich allerdings gerade am Boden – so etwa sechs der acht Airbus A321 Neo. Die Airline nannte als Grund dafür planmäßige Wartungen, doch es gibt auch Spekulationen, dass sie vor dem Sommer die Triebwerke von Pratt & Whitney schonen möchte.