Bauarbeiten
S-Bahn-Ausfall verärgert Reisende am Flughafen München
Die Deutsche Bahn hat den Anschluss zum Flughafen München wegen Bauarbeiten gekappt. Reisende berichten von chaotischen Zuständen, Organisationen üben scharfe Kritik. Der Flughafen beschwichtigt.
S-Bahn-Station Besucherpark: Der Flughafen München ist drei Wochen ohne Bahn-Anschluss.
S-Bahn-Station Besucherpark: Der Flughafen München ist drei Wochen ohne Bahn-Anschluss.
Es gibt einen Witz über den Münchener Airport: «Wie ist der Flughafen am besten erreichbar? – aus der Luft». Die Anspielung bezieht sich auf schlechte Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Denn anders als die meisten großen Flughäfen Europas und auch Frankfurt, Berlin oder Düsseldorf ist der Flughafen München nicht ans ICE-Netz der Deutschen Bahn angeschlossen.
Stattdessen gibt es regulär einen Regionalexpress, der den Airport mit dem Norden Bayerns verbindet, sowie zwei S-Bahn-Linien in die Innenstadt. Die S1 fährt über den Münchener Westen, die S8 über den Osten. Aktuell fährt allerdings gar kein Zug mehr. Denn die Deutsche Bahn hat für drei Wochen den Bahnanschluss gekappt.
Keine Informationen, keine Durchsagen
Der Grund sind Bauarbeiten: Die Bahn erneuert Gleise, tauscht Weichen aus und führt Arbeiten am Tunnel und Flughafen durch. Das Vorhaben soll bis zum 13. November dauern. Die Bahn hat für die Zeit einen Schienenersatzverkehr zu den nächstgelegenen S-Bahnhöfen eingerichtet. Mit Aushängen, Ansagen und per App versprach sie, über die Bauarbeiten zu informieren.
Reisende berichten aeroTELEGRAPH allerdings von chaotischen Zuständen. Es werde nirgends über die Bauarbeiten informiert, weder per Aushang noch per Aufklebern auf dem Boden, noch per Ansage. «Der erste Hinweis, wie Ankommende in die Stadt gelangen, ist nach Verlassen des Terminals 2 und Umgehung der Weihnachtsmarktbaustelle am Zugang zur S-Bahn-Station zu sehen», sagt einer.
Flughafen widerspricht
Die Informationen seien allerdings nur auf Deutsch angebracht, was internationalen Reisenden aus den USA oder Asien auch nicht weiterhelfe. Auch Servicepersonal, das helfen könnte, sei nicht vor Ort.
Der eingerichtete Schienenersatzverkehr mit Bussen sei zudem gnadenlos überfüllt und auch dort gebe es keinerlei Personal für helfende Informationen. Zudem sei die Taktung der S-Bahn so schlecht, dass Reisende auf dem S-Bahnsteig über 40 Minuten auf den Zug warten müssen, während gleichzeitig immer neue Passagiere auf den Bahnhof drängen. «Das ist eine einzige Katastrophe», so der Passagier zu aeroTELEGRAPH.
Kritik auch von Verbänden
Auch die Tourismus Initiative München ist erzürnt. «Insbesondere die Frequenz und die Kapazitäten des Schienenersatzverkehrs vom und zum Flughafen haben sich nach der Erfahrung der vergangenen Tage als unzureichend herausgestellt», schreibt sie. Hinzu käme, dass die Deutsche Bahn für die unterschiedlichen Sperrphasen online über 20 verschiedene PDF-Dokumente aufbereitet habe und die meisten Informationen nur auf Deutsch verfügbar seien, so der Interessenverband von großen touristischen Leistungsträgern.
Die Pro Bahn übt ebenso harsche Kritik. Besonders Menschen, die nur selten zum Flughafen führen, könnten mit den Fahrplanänderungen überfordert sein, so ein Sprecher des Fahrgastverbandes zur Nachrichtenagentur DPA. Man müsse sich alles selbst zusammensuchen.
Bahn und Flughafen in engem Austausch
Der Flughafen München weist die Anschuldigungen zurück. «Plakate, die auf den Schienenersatzverkehr hinweisen, sind sowohl in den Ankunftsbereichen als auch rund um den S-Bahnhof aufgestellt», so ein Sprecher zu aeroTELEGRAPH. Auch haben die Deutsche Bahn und auch der Flughafen spezielles Personal im Einsatz, das entsprechend geschult sei und die Fahrpläne und Haltestellen des Schienenersatzverkehrs kennt.
Die Beschilderung im Flughafen erfolge in enger Abstimmung mit der Bahn durch unseren Terminaldienst, teilt der Flughafen mit. Bahn und Flughafen tauschten sich auch regelmäßig aus. «Sollten sich dabei umsetzbare Optimierungsmöglichkeiten ergeben, werden diese natürlich entsprechend geprüft», so der Flughafen.