Letzte Aktualisierung: um 23:59 Uhr

Abwesenheiten

Ryanair warnt deutsche Piloten wegen Abwesenheiten

Die Billigairline versandte Briefe an ihre deutschen Piloten, wenn diese angeblich zu viel fehlten. Die Betroffenen verstehen das als Drohung.

In den letzten Wochen konnte das Management von Ryanair gleich mehrere Aufgaben als erledigt abhaken. Die Piloten in Belgien, Portugal und Spanien unterschrieben innerhalb von wenigen Tagen je einen Tarifvertrag mit der Billigairline. Damit sind Streiks in diesen Ländern vorerst Geschichte.

In Deutschland sieht es anders aus. Die Stimmung zwischen Ryanair und den Piloten ist nach wie vor vergiftet. Hüben und drüben hagelt es Vorwürfe. Eine Einigung liegt wie auch bei den deutschen Flugbegleitern in weiter Ferne. In dieser aufgeheizten Stimmung verschickte die Fluggesellschaft in den letzten Wochen warnende Briefe an Cockpitbesatzungen.

«Übermäßige Abwesenheiten belasten»

Das Schreiben an die Flugkapitäne und Kopiloten ist sehr höflich verfasst, kommt aber direkt zur Sache. «Im Rahmen einer laufenden Prüfung der Absenzen von Piloten haben wir festgestellt, dass sie über die letzten zwölf Monate X Mal abwesend waren», heißt es darin. Gewisse Absenzen seien nicht vermeidbar, geht es weiter. «Übermäßige Abwesenheiten belasten aber unsere Kunden und Ihre Kollegen, die Ihre Schichten übernehmen müssen – oft sehr kurzfristig».

Die Briefe wurden gemäß Recherchen von aeroTELEGRAPH an mindestens ein halbes Dutzend deutsche Piloten versandt. Es geht darin um die Zahl der Abwesenheiten. Hinter ihnen stehen Absenzen von rund zwei Wochen, zum Teil aber auch rund fünf Wochen. Ein durchschnittlicher deutscher Arbeitnehmer fehlt gemäß Zahlen der Bundesregierung pro Jahr rund 17 Tage. Rund ein Fünftel der Angestellten sind übers Jahr gerechnet drei Mal und mehr krank. In dieser Kategorie befinden sich auch die abgemahnten Piloten.

«Ryanair achtet auf Fehlzeiten»,

Viele Piloten verstehen das Schreiben als Drohung. «Sie ist außerdem ein Sicherheitsrisiko, da uns mit beruflichen Konsequenzen gedroht wird, wenn wir uns nochmals krank melden. Das führt dazu, dass in Zukunft sicher ein paar Kollegen mit Fieber oder der Grippe fliegen werden», sagt einer, der anonym bleiben will.

«Wie alle Arbeitgeber achtet auch Ryanair auf Fehlzeiten», erklärt ein Sprecher der Billigairline. Die Fluglinie weist zudem auf den branchenweit außergewöhnlichen Dienstplan hin, der eine feste Einteilung mit fünf Tagen Arbeit und vier freien Tagen enthält. Das mache das Privatleben für die Piloten planbar und weniger stressig.