Brexit-Streit
Scotland Yard untersucht Ryanair-Angebot
Ryanair bot britischen Wählern billige Tickets an, damit möglichst viele von ihnen für einen Verbleib Großbritanniens in der EU stimmen. Das stieß den Brexit-Befürwortern sauer auf.

Werbung von Ryanair: Die Austritts-Befürworter sind darüber erzürnt.

Werbung von Ryanair: Die Austritts-Befürworter sind darüber erzürnt.
Die meisten Kunden dürften es wohl als das gesehen haben was es ist: Eine clevere Marketingaktion. Die irische Billigairlines Ryanair startete am Donnerstag (19. Mai) ein Anti-Brexit-Sonderangebot: Briten, die nicht in Großbritannien leben, können an den Tagen vor dem Votum um Großbritanniens Verbleib der EU Tickets ab 19,99 Euro für Flüge zu allen britischen Flughäfen buchen. Der Grund: Sie sollen bei der Abstimmung «Remain» («bleiben») stimmen. Die Airline macht sich schon länger stark gegen den Brexit – rund ein Drittel ihrer Passagiere fliegt aus Großbritannien ab.
Mehr als Werbung war die Aktion in den Augen der Brexit-Befürworter. Dominic Cummings, Direktor der «Leave»-Kampagne, bezeichnete Ryanair Angebot als «korrupt». Prompt reichte er also eine zweiseitige Beschwerde bei Scotland Yard ein. Das einzige Ziel der reduzierten Tickets sei, dass die Briten für den Verbleib in der Europäischen Union stimmten. Das komme Bestechung gleich, weil Ryanair die Wähler indirekt für ihre Stimmen bezahle.
Ryanair verlängert Angebot
Die britische Polizei bestätigte der Zeitung The Guardian den Eingang des Schreibens. Man werde die Beschwerde prüfen und in einem angemessenen Zeitraum darauf reagieren. Bei Ryanair scheint man die Beschwerde nicht wirklich ernst zu nehmen. Im Gegenteil: «Die Leave-Leute müssen ziemlich verzweifelt sein», lässt sich Ryanair-Chef Michael O’Leary in einer Pressemitteilung zitieren. «Daher freue ich mich mitzuteilen, dass wir das Angebot um 24 Stunden verlängern.»