Michael O’Leary zieht sich zurück
Ryanair will ein neues Image und neue Kunden. Dafür wirft die Billigairline vieles über Bord, was sie ausmachte. Auch der Chef muss sich ändern.
Michael O’Leary: In Zukunft keine derben Sprüche mehr.
Michael O’Leary: In Zukunft keine derben Sprüche mehr.
«Die Deutschen würden für niedrige Preise splitternackt über Glassplitter kriechen!» – für solche Aussagen ist Ryanair-Chef Michael O’Leary bekannt. Der Hau-drauf-Manager machte mit seinen derben Sprüchen seit mehr als zwanzig Jahren einen großen Teil der öffentlichen Wahrnehmung von Ryanair aus. Und genau deshalb wird er ihr nun zum Problem. O’Leary erkennt das selbst. «Ich bin momentan im Weg», gab er kürzlich in einem Fernsehinterview zu. Damit Ryanair die vor wenigen Wochen eingeschlagene, neue Strategie erfolgreich umsetzen könne, werde er sich zurück ziehen.
Konzernchef wird O’Leary auch in Zukunft bleiben. Nur das Rampenlicht will der 52-Jährige in Zukunft meiden, «um die Leute nicht mehr so anzupissen», so seine deutliche Begründung. Das dürfte nötig sein. Denn bisher setzte die irische Fluglinie hauptsächlich auf Kundschaft, die für billige Tickets auch einiges an Komfort und Freundlichkeit aufzugeben bereit war. Der Ruf war egal. Nach zwei Gewinnwarnungen diesen Sommer kam der Strategiewechsel.
Drastischer Strategiewechsel
Plötzlich ist alles anders bei Ryanair. Umbuchungsmöglichkeiten, mehr Gepäckstücke, eine Freundlichkeitsoffensive sowie eine neue und verständlichere Internetseite – das waren nur die ersten Schritte eines größeren Planes. Wie die Iren am Mittwoch (27. November) mitteilte, ändert sie auch die Strategie, auf kleine und Regionalflughäfen zu setzen. In den kommenden fünf Jahren will Ryanair sich auch an den großen europäischen Standorten breit machen, kündigte O’Leary an. Mit Barcelona, Rom und Brüssel Zaventem traf der Billigflieger bereits Vereinbarungen. Weitere wichtige Drehkreuze sollen folgen.
So hofft man, in Zukunft auch mehr Geschäftskunden als Passagiere gewinnen zu können, denen in vielen Fällen die Reise an einen Provinzflughafen zu weit wäre. Die wichtigsten Drehkreuze Europas will Ryanair aber weiterhin nicht anfliegen. Frankfurt am Main, Paris Charles de Gaulle und London Heathrow schloss Michael O’Leary als potenzielle Ryanair-Ziele schon im Vorfeld aus. Zu verstopft, zu teuer.