Flüge verspätet
Russlands Behörden stoppen Crews wegen Teilmobilisierung
Am Wochenende waren diverse Urlaubsflüge von russischen Städten in den Süden stundenlang verspätet. Der Grund ist, dass die Behörden männliche Besatzungsmitglieder an der Ausreise hinderten.
Crew von Red Wings: Junge Männer dürfen bei Flügen ins Ausland oftmals nicht mehr an Bord.
Crew von Red Wings: Junge Männer dürfen bei Flügen ins Ausland oftmals nicht mehr an Bord.
Auf die Teilmobilisierung von Präsident Vladimir Putin reagieren junge Russen in Scharen mit der Ausreise. Gegen 400.000 Männer sollen das Land gemäß neuesten Schätzungen schon verlassen haben. An den Landgrenzen zu Finnland, Kasachstan und Georgien bildeten sich lange Schlangen.
In den sieben Tagen nach dem Befehl zur Einberufung am 21. September stiegen Flugbuchungen von Russland ins Ausland im Vergleich zur Woche davor um 27 Prozent. Der Anteil der einfachen Tickets stieg von 47 Prozent auf 73 Prozent, wie Zahlen des Analysehauses Forward Keys zeigen. Nach Tiflis steigen die Buchungen um 654 Prozent, nach Almaty um 435, nach Belgrad um 206, nach Baku um 201, nach Astana um 187, nach Bishkek um 149, nach Istanbul um 128, nach Tel Aviv um 127, nach Dubai um 104 und nach Eriwan um 94 Prozent.
Männer mit Ausreiseverbot belegt
Die russischen Behörden versuchen den Exodus zu stoppen. Das führte am vergangenen Wochenende auch dazu, dass auf den Flughäfen von Jekaterinburg, Nishni Novgorod, Sochi und Ufa mehrere Flüge zu ausländischen Urlaubszielen erst mit mehreren Stunden Verspätungen abheben konnten. Der Grund sei, dass einige Besatzungsmitglieder von ihrem Flug abgezogen worden seien, berichtet der Verband der russischen Reiseveranstalter Atos.
Die Behörden hätten die Männer mit einem Ausreiseverbot belegt. Die Verspätungen betrugen teilweise bis zu 24 Stunden. Denn Ersatzbesatzungen konnten die Fluglinien nicht immer sofort aufbieten. Betroffen waren unter anderem Flüge nach Antalya und Eriwan.
Piloten von Red Wings dürfen nicht mehr ins Ausland
Eine Fluggesellschaft hat bereits zuvor reagiert. Red Wings hat beschlossen, Piloten unter 35 Jahren nicht mehr auf internationalen Flügen einzusetzen. So kann sie Situationen mit fesgehaltenen Besatzungsmitgliedern kurz vor dem Abflug verhindern.
Die Branche befürchtet durch die Teilmobilisierung generell einen Aderlass. Bis zur Hälfte der Angestellten könnten Aeroflot und Co. verlieren. Aber auch Verwaltungsmitarbeiter und Informatiker sind gefährdet. Airlines versuchen deshalb, eine Ausnahmeregelung zu erhalten, um nicht ernsthafte betriebliche Probleme wegen Personalmangels zu bekommen.