LMS-901 Baikal
Russlands An-2-Nachfolgerin hat einen alten Kern
Nach zwei Jahren Entwicklungszeit wird die russische Nachfolgerin der Antonov An-2 in den nächsten Tagen erstmals fliegen. So ganz neu ist die LMS-901 Baikal allerdings nicht.
Sie ist ein Kind der Sowjetunion. Am 31. August 1947 hob die Antonov An-2 zu ihrem Erstflug ab. Und weil sie vielseitig einsetzbar, günstig und robust ist, wurde sie zu einem Großerfolg. Mehr als 18.000 Exemplare des 12,4 Meter langen, bis zu 185 Kilometer pro Stunde schnellen Doppeldeckers mit Platz für bis zu zwölf Reisende wurden bis 2011 gebaut, als auch die Lizenzproduktion in China eingestellt wurde.
Bis heute fliegen Hunderte von An-2 in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion weiter. Oftmals sind sie mit Fracht und Menschen unterwegs, um sie zu abgelegenen Kommunen zu bringen. Doch sie sind längst in die Jahre gekommen und daher pannenanfällig geworden. Das russische Industrie- und Handelsministerium schrieb deshalb einen Wettbewerb für einen Nachfolger aus, der in größerer Stückzahl gebaut werden kann.
Erstflug noch im Januar
Ural Works of Civil Aviation gewann ihn. 2019 stellte das einstige Wartungsunternehmen mit Sitz in Jekatarinburg, das seit einigen Jahren auch kleinere Flugzeuge in Lizenz und im Auftrag produziert, ein neues Turbopropflugzeug als Ersatz der Antonov An-2 vor. LMS-901 Baikal wurde es inzwischen getauft.
Dieser Tage hob der Flieger erstmals einige wenige Meter weit vom Boden ab. Man habe die Tests am Boden mit Rollen, Beschleunigung und Abheben und Aufsetzen erfolgreich abgeschlossen, so Ural Works of Civil Aviation. Sie hätten gezeigt, dass das Flugzeug eine gute Stabilität aufweise. Noch vor Ende Januar soll der Erstflug stattfinden.
Erster Versuch in den Neunzigerjahren
Ein rundum neues Flugzeug ist die LMS-901 Baikal allerdings nicht. Denn sie basiert auf der Aeroprogress T-101 Grach. Sie wurde noch in den letzten Tagen der Sowjetunion entwickelt – mit dem Ziel, Nachfolgerin für die An-2 zu werden. Im Dezember 1994 absolvierte sie ihren Erstflug.
Die Aeroprogress T-101: Basis für die LMS-901 Baikal. Bild: Aleksandr Markin/Wikimedia/CC-BY-SA 2.0
Doch der Erfolg blieb aus und nach dem Zerfall der UdSSR fehlte der zerstückelten russischen Luftfahrtindustrie die Ressourcen, um das Programm weiterzuführen und es zum Erfolg zu machen. Nur zwei Stück wurden gebaut und flogen je, sieben weitere wurden nur teilweise fertiggestellt.
Kürzer als das alte Vorbild
Die Pläne hat Ural Works of Civil Aviation wieder aus der Schublade genommen, als es um die Entwicklung der An-2-Nachfolgerin ging. Dies sieht man auch in der deutlichen Ähnlichkeit zwischen der Aeroprogress T-101 und der LMS-901. Sie ist mit 12,2 Meter jedoch etwas kürzer und hat mit 16,5 Meter eine geringere Spannweite als das Vorbild.
Das maximale Startgewicht des neuen Flugzeugs beträgt 4,8 Tonnen, die Geschwindigkeit beträgt bis zu 300 Kilometer pro Stunde. Mit neun Passagierinnen und Passagieren oder zwei Tonnen Fracht kann sie bis zu 3000 Kilometer weit fliegen. Genau wie die Vorgängerin An-2 hat das Flugzeug ein Spornrad-Fahrwerk, das Hauptfahrwerk liegt also vorne.
Serienfertigung ab 2024
Derzeit wird die LMS-901 noch von einem GE-H80-200-Triebwerk angetrieben. In Zukunft sollen die ausländischen Motoren jedoch durch die russischen Klimov VK-800 S ersetzt werden. Besonders attraktiv wird der Preis sein: Das neue Flugzeug soll rund 120 Millionen Rubel kosten, umgerechnet 1,3 Millionen Euro.
Die Aufnahme der Serienproduktion ist für 2024 geplant, zuerst sollen in einem neuen Wekrt in Komsomolsk am Amur 30 LMS-901 pro Jahr gebaut werden, später 50.