Letzte Aktualisierung: um 12:53 Uhr

Europäische Leasinggeber

Russischen Airlines droht Abzug von Hunderten Jets

Leasingfirmen aus Europa müssen ihre Verträge mit russischen Airlines kündigen. Es geht um Hunderte Flugzeuge. Die Rückholung der Flieger droht zum Problem zu werden.

Als Reaktion auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat die EU nicht nur ihren Luftraum für russische Flugzeuge gesperrt. Sie verbietet auch den Export von Flugzeugen. Im Detail untersagt sie «die Ausfuhr, den Verkauf, Lieferung oder Weitergabe von aller Luftfahrzeuge, Luftfahrzeugteile und Ausrüstungen nach Russland aller damit verbundenen Reparatur-, Wartungs- und Finanzdienstleistungen Dienstleistungen».

Wie die Zeitung Financial Times unter Berufung auf drei mit dem Thema vertraute Personen berichtet, fällt auch Flugzeugleasing unter dieses Verbot. Demnach dürfen nicht nur keine neuen Verträge mit russischen Airlines geschlossen werden. Auch bestehende Verträge müssen innerhalb von 30 Tagen, also bis zum 28. März, gekündigt werden.

Leasinggeber vor großer Herausforderung

Dabei geht es um riesige Zahlen. Denn von den 980 in Russland aktiven Flugzeugen stammen laut dem Luftfahrtdatenanbieter Cirium 515 mit einem Marktwert von insgesamt zehn Milliarden Dollar von nicht-russischen Leasinggebern. Davon gehen Flugzeuge im Wert von fünf Milliarden Dollar auf das Konto europäischer Unternehmen. Die meisten davon sitzen in Irland, so etwa Aercap, SMBC Aviation Capital und Avolon.

Hunderte Flugzeuge innerhalb von nur 30 Tagen zurückzuziehen, ist eine riesige logistische Herausforderung für die Leasingfirmen. Denn all diese Maschinen müssen zu neutralen Zielen außerhalb Russlands ausgeflogen werden. Hinzu kommen die aktuellen Umstände.

Stellen russische Airlines sich quer?

Ein Manager aus der Dubliner Leasingbranche sagte der irischen Zeitung Independent, eine Wiederinbesitznahme sei nie einfach. Aber die derzeitige Kriegslage sei eine einzigartige Herausforderung. Er hält es auch für denkbar, dass russische Betreiber sich weigern.

Sollten russische Fluglinien die Vertragskündigungen der Leasinggeber tatsächlich ignorieren und die Flieger zugleich nur noch im Inland betreiben, werden die Leasinggeber kaum Zugriff auf ihr Eigentum bekommen. Zwar riskieren die Fluggesellschaften damit, ihre Geschäftsbeziehungen zu den Leasingunternehmen langfristig zu beschädigen. Mit entsprechenden Anweisungen aus dem Kreml ist das jedoch durchaus denkbar.

Flotten würden deutlich schrumpfen

Sollte die russischen Fluggesellschaften die geleasten Flugzeuge aber zurückgeben, droht ihnen eine drastische Schrumpfung. Gemäß des Beratungsunternehmens Alton Aviation hat etwa die staatliche kontrollierte Aeroflot rund 50 Prozent ihrer 186 Flugzeuge von nicht-russischen Unternehmen geleast.