Letzte Aktualisierung: um 11:14 Uhr

Kein Visum

Russische Touristen sitzen zehn Stunden in gestrandetem Airbus in Polen fest

Weil in Kaliningrad zu viel Schnee lag, wurde ein A321 mit russischen Reisenden an Bord nach Polen umgeleitet. Erst zehn Stunden später konnte das Flugzeug wieder abheben.

Mitten in Europa, zwischen Polen, Litauen und der Ostsee, liegt mit der Provinz Kaliningrad ein rund 15.000 Quadratkilometer großes russisches Staatsgebiet. In der Oblast Kaliningrad leben etwa eine Million Menschen. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist es für die Bevölkerung schwieriger geworden, die Exklave zu verlassen. Visa- und Passkontrollen dauern länger, zudem hat Litauen zahlreiche Brücken geschlossen und militärisch gesichert.

Auch der Luftverkehr ist betroffen: Flüge nach Moskau, St. Petersburg und andere russische Städte dauern länger, da russische Airlines den Luftraum der EU-Nachbarländer nicht mehr nutzen dürfen. Zwar gilt dies nicht für Airlines aus Drittstaaten, doch auch für diese kann es zu Komplikationen kommen – wie ein aktueller Fall zeigt.

Ausweichlandung wegen Schnee in Polen

Am vergangenen Samstag (15. Februar) mussten 216 vorwiegend russische Staatsbürger auf ihrem Rückflug von Sharm el-Sheikh stundenlang in Polen ausharren. Doch was war passiert? Al-Masria-Airlines Flug UJ681 startete um 16:50 Uhr mitteleuropäischer Zeit leicht verzögert in der ägyptischen Touristenmetropole. Gegen 23:30 Uhr befand sich der Airbus A321 mit der Kennung SU-TCM im Landeanflug auf Kaliningrad, doch aufgrund eines Schneesturms musste die Landung kurzfristig abgesagt werden.

Die Cockpitcrew bat daraufhin um eine Ausweichlandung im rund 400 Kilometer entfernten polnischen Poznań. Nach Rücksprache mit dem Grenzschutz und der Abfertigungsfirma Welcome Airport Services erhielt der Pilot die Erlaubnis zur Landung. Um 00:03 Uhr am Sonntag (16. Februar) setzte die Maschine sicher in Poznań auf und wurde zu einer Parkposition geleitet.

Zehn Stunden statt 30 Minuten

Laut dem russischen Telegram-Kanal Aviatorshina soll der Pilot den Passagieren versichert haben, dass der Weiterflug nach Russland in etwa 30 Minuten erfolgen könne. Doch daraus wurde nichts. Letztlich mussten die Reisenden fast zehn Stunden in der Maschine ausharren, bevor sie ihre Reise fortsetzen konnten. Russische Medien berichten zudem, dass es weder Nahrung noch Wasser gab und nur eine Toilette funktionsfähig war.

Der zuständige polnische Grenzschutz hatte zuvor entschieden, dass die Passagiere das Flugzeug nicht verlassen dürfen, da sie keine gültigen Visa besaßen. Diese werden russischen Staatsbürgern derzeit nur in Ausnahmefällen gewährt. Der Sprecher der Grenzschutzeinheit Nadodrzański, Paweł Biskupik, erklärte gegenüber polnischen Medien, dass «aufgrund der Bestimmungen des Schengen-Raums niemand das Flugzeug verlassen habe».

Schuld war Treibstoffkauf

Das war jedoch offenbar nicht der Hauptgrund, warum die Reisenden die gesamte Nacht an Bord ausharren mussten. Laut polnischen Medien hatte die Airline Probleme, Treibstoff von Orlen Aviation zu beziehen. Der Kaufprozess dauerte demnach deutlich länger als üblich. Erst um 9:54 Uhr am Sonntag konnte die Maschine das polnische Staatsgebiet schließlich verlassen.