Letzte Aktualisierung: um 12:58 Uhr

Rätseln über Gründe

Russische S7 Airlines lässt alle Airbus A321 Neo am Boden

Die private russische Fluglinie hat alle ihre Airbus A321 Neo aus dem Betrieb genommen. S7 nennt planmäßige Wartung als Grund. Doch es gibt auch andere Spekulationen.

Seit fast einem Jahr überzieht Russland die Ukraine mit Krieg. Der Westen reagiert unter anderem mit Sanktionen gegen Russland – und die treffen auch die Airlines des Landes. Ihnen fehlt es etwa an Ersatzteilen für westliche Modelle. Besonders deutlich machte dies die Ausschlachtung eines fast neuen Airbus A350 durch Aeroflot im Sommer 2022.

Nun gibt es Spekulationen über die Airbus A321 Neo von S7 Airlines. Die private Fluggesellschaft hat acht der Flugzeuge in der Flotte – allerdings stehen derzeit alle am Boden. Einer der A321 Neo ist schon seit Ende November 2022 nicht mehr abgehoben. Die anderen absolvierten ihre bisher letzten Flüge zwischen dem 7. und 16. Januar 2023.

Will S7 die Pratt & Whitney-Triebwerke schonen?

Die Fluggesellschaft erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Tass, man habe die A321 Neo nicht aufgrund von Sanktionen und Ersatzteilmangel aus dem Betrieb genommen, sondern warte sie lediglich. «Traditionell wird ein Teil der Flugzeugflotte im Winter planmäßig gewartet, um sich auf die Hochsommersaison vorzubereiten», so S7.

Das russische Portal Frequentflyers schreibt dagegen, der Fluglinie gehe es in Wahrheit darum, die Pratt & Whitney-Triebwerke der A321 Neo vor dem Sommer zu schonen. Es verweist sowohl auf vergangene Schwierigkeiten mit den Motoren bei anderen Airlines wie der indischen Indigo, als auch auf die weltweiten Verzögerungen bei Zulieferern im vergangenen Jahr. Es sei also kein exklusives Problem durch Sanktionen, diese würden die Herausforderungen aber noch deutlich größer machen, sollte es wirklich Defekte geben.

A321 Neo hat die höchste Kapazität bei S7

S7 Airlines hat auch Airbus A321 Ceo sowie A320 Ceo und Neo in der Flotte. Ebenso betreibt sie Embraer E170 und Boeing 737-800. Boeing 737 Max hat sie an den Leasinggeber zurückgehen lassen. Ihre Tochter-Airline Globus fliegt außerdem mit Airbus A319 für S7.

Die A321 Neo sind die Flieger mit der höchsten Kapazität bei S7. Die Airline betreibt sie in zwei Varianten. Vier der acht Jets haben acht Sitze in der Business Class und 195 in der Economy Class, die anderen verfügen über acht Business- und 203 Economy-Class-Plätze.

Staat macht Druck für den Kauf russischer Jets

Zum Vergleich: Die Boeing 737-800 von S7 haben eine Business-Class-Kabine mit acht Sitzen und eine Economy Class mit 168. Die Airbus A321-200 der Ceo-Generation bringen es auf acht Plätze in der Business Class und 189 in der Economy Class.

Während S7 also eine Flotte betreibt, die rein aus westlichen Modellen besteht, macht der russische Staat Druck auf die heimischen Fluglinien, Flugzeuge aus russischer Produktion zu kaufen. Tatyana Fileva, Chefin und Miteigentümerin der S7-Gruppe, erklärte im vergangenen Herbst, man habe durchaus Interesse daran, die Irkut MS-21 zu bestellen.

S7-Führung reagiert noch zurückhaltend

Zugleich trat Fileva aber auf die Bremse. Irkut habe zwar den Start für 2025 angekündigt, doch dann werde die Produktion noch minimal sein und müsse erst hochgefahren werden. Massenproduktion sei noch nicht abzusehen, sagte die S7-Chefin.