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Vorschlag aus der Politik

Russische Pilotinnen und Piloten sollen Flieger selbst reparieren

In Russland macht ein ranghoher Ministerialbeamter einen brisanten Vorschlag. In der Regionalluftfahrt soll das Cockpitpersonal künftig auch Reparaturen selbst erledigen.

«Vielseitige Kämpfer», das sollen Pilotinnen und Piloten in den Augen von Oleg Bocharov sein. Sie müssten nicht nur Flugzeuge fliegen können, sondern sie auch reparieren, so Russlands stellvertretender Minister für Industrie und Handel beim Eastern Economic Forum in Vladivostok. Dafür müsse man sie ausbilden und danach auch zulassen.

Bocharov sprach dabei über die Regionalluftfahrt. Sie ist für Russland besonders wichtig, um auch abgelegene Kommunen in dem 17 Millionen Quadratkilometer großen Land effizient erreichen zu können. Nicht nur die Pilotinnen und Piloten müssen aber im Hinblick darauf in seinen Augen künftig mehr leisten, sondern auch die Flugzeuge selbst. «Die Technik muss die Möglichkeit von Reparaturen vor Ort im Betrieb vorsehen», zitiert der Telegram-Kanal Aviatorshina den stellvertretenden Minister.

«Das gute alte sowjetische System»

Man arbeite zudem an einem modularen Konzept für die Regionalluftfahrt. Das Cockpit- und Bodenpersonal soll Flugzeuge damit rasch umrüsten können – von Fracht-, zu Passagier- oder zu einer Kombination aus Fracht- und Passagiertransport. «In der Tat sind wir dabei, auf einer neuen Ebene in das gute alte sowjetische System einzutreten, als die UdSSR mehr als 4500 Flugzeuge betrieb.»

Seine Ideen zur Mutifunktionalität der Pilotinnen und Piloten kommen indes in Russland nicht gut an. «Jeder sollte sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern», sagte Igor Deldyuzhov, Vorsitzender der Luftfahrtgewerkschaft SPLS dem Portal BK55. «Damit ein Pilot Flugzeuge reparieren kann, muss er zusätzlich zu seiner Flugschule ein technisches Institut oder eine Schule besuchen. Anschließend muss er eine praktische Ausbildung absolvieren, um seine Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu bestätigen. Aber wer wird den Piloten beibringen, wie man Flugzeuge repariert? Wer wird dafür bezahlen?»

Zwei große Projekte

Oleg Prikhodko, Vizepräsident der Gewerkschaft des russischen Flugpersonals, äußerte sich ähnlich: Der Vorschlag sei unmöglich umzusetzen. Es seien zwei völlig unterschiedliche Berufe.

Das große Projekt in der russischen Regionalluftfahrt ist die LMS-901 Baikal. Der einmotorige Turbopropflieger von Ural Works of Civil Aviation ist für neun Fluggäste oder zwei Tonnen Fracht ausgelegt. Sie soll die noch immer aktiven Antonov An-2 ersetzen und 2024 an die ersten Kunden ausgeliefert werden. Daneben arbeitet Ilyushin an der neuen Version der Il-114, der zweimotorigen Il-114-300, die bis zu 68 Reisenden Platz bieten soll. Sie soll ebenfalls ab 2024 ausgeliefert werden.