Letzte Aktualisierung: um 11:31 Uhr

Boeing 737 und Airbus A320

Russische Firmen pumpen Millionen in den Nachbau westlicher Ersatzteile

Fluggesellschaften in Russland brauchen dringend westliche Ersatzteile. Jetzt investieren Unternehmen Millionensummen in den Ausbau der Produktion.

Russland schraubt die heimische Flugzeugproduktion hoch. Sergey Chemezov, Chef des staatlichen Technologie- und Rüstungskonzern Rostec, sagte kürzlich, er rechne damit, dass in den kommenden sechs Jahren die Zahl westlicher Flugzeuge in den Flotten russischer Fluglinien deutlich abnehmen werde. Dann müssten russische Flieger zur Verfügung stehen.

Ende 2023 sollen in Russland laut Daten der Luftfahrtbehörde Rosaviatsia 469 Kurz- und Mittelstreckenjets von Airbus und Boeing im Einsatz gewesen sein. Rosaviatsia spricht von 204 Boeing 737 und 265 Flugzeugen der Airbus-A320-Familie. Damit die Maschinen möglichst lange eingesetzt werden können, braucht Russland Ersatzteile.

Neue Fabrik mit 800 Arbeitsplätzen

Das ist ein Problem, denn im Zuge der westlichen Sanktionen bekommt Russland keine westlichen Teile mehr. Auch die Zertifikate für deren Produktion wurden dem Land entzogen. Nachdem neue Jets zu Ersatzteilspendern umfunktioniert wurden, hat Rosaviatsia allerdings schon 2022 russischen Unternehmen erlaubt, nötige Teile zu kopieren und selber zu bauen.

In Zukunft geschieht das in noch größerem Stil. Denn in der Nähe des Moskauer Flughafens Domodedovo baut ein Wartungsunternehmen namens Protektor Group eine neue Produktionsstätte für westliche Ersatzteile für Airbus A320 und Boeing 737. Die neue Produktionsanlage soll 800 neue Arbeitsplätze schaffen und umgerechnet 36 Millionen Euro kosten, berichtet das Magazin Aviationweek.

Firma hat bisher 737-Fahrwerke gewartet

Produziert hat Protektor bislang nichts. Das Unternehmen ist für die Überholung von Fahrwerken für die Boeing 737 zertifiziert. Erst in diesem Jahr erhielt es von der Luftfahrtbehörde die Zulassung als Produktionsbetrieb. Protektor stellt nun auch Strukturelemente für die Tupolev Tu-214 her.

Auch die S7 Group steckt Geld in den Aufbau neuer Produktionsstätten. S7 Technics investiert umgerechnet 26 Millionen Euro in den Ausbau der Produktion ihrer Tochtergesellschaft Special Design Turbochargers Bureau SDTB in der Nähe von Penza, das rund 700 Kilometer südöstlich von Moskau liegt. Hergestellt werden Kunststoffkomponenten für Flugzeugkabinen.

S7 stellt sich breiter auf

S7 hatte schon im April 2023 die Fabrik Berdsk Electromechanical Plant erworben. Das Unternehmen wurde 1959 gegründet und ist auf die Präzisionsfertigung von Teilen und Komponenten für die Luft- und Raumfahrtindustrie spezialisiert.