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Emirates-Präsident Tim Clark tritt ab

Ein Leben für die Luftfahrt

Mehr als die Hälfte seines Lebens arbeitete Tim Clark in der Luftfahrtbranche, 35 Jahre davon bei Emirates. Nun geht der 70-Jährige in den Ruhestand.

Als Tim Clarks Karriere 1972 begann, war die Douglas DC-10 das modernste Passagierflugzeug und der eben erst gegründete europäische Flugzeugbauer Airbus feierte den Erstflug seines ersten Modells A300. Nach dem Studium an der University of London begann der Volkswirt bei British Caledonian Airways am Check-in zu arbeiten.

Carsten Spohr managte damals wohl allerhöchstens eine Flotte von Spielzeugfliegern – er war zarte sechs Jahre alt. Inzwischen ist er Chef der Lufthansa-Gruppe. Die DC-10 ist kaum noch zu sehen und fliegt wenn, dann nur noch Fracht durch die Welt. Fliegen ist deutlich sicherer geworden – den 2313 Toten von 1972 stehen 257 im vergangenen Jahr gegenüber. Und Clark tritt nach 48 Jahren als eine der prägendsten Figuren der modernen Luftfahrtgeschichte ab.

Familie lebte viele Jahre im Ausland

Nach drei Jahren bei British Caledonian wechselte Clark als Routenplaner zu Gulf Air. Seinen Wohnort zu wechseln war er gewohnt. Er wuchs in Aruba auf den niederländischen Antillen auf, sein Vater war Kapitän auf mehreren Tankerschiffen und die Familie lebte deshalb viele Jahre im Ausland.

Doch den größten Teil – 35 Jahre – seiner Karriere verbrachte der heute 70-Jährige bei Emirates Airlines, seit 2003 als Präsident. Er spielte eine wesentliche Rolle dabei, die Fluggesellschaft aus Dubai zu einer der größten weltweit zu machen 1985 begann Clark als Planungschef in Dubai, als man Emirates in unseren Breitengraden noch kaum kannte.

Geschäftsmodell änderte sich – zwei Mal

Noch 1990 flog die Golfairline nur gerade 14 Destinationen weltweit an – darunter Frankfurt. Inzwischen sind ihre weißen Flieger mit rot-grün-schwarzem Logo von internationalen Flughäfen nicht mehr wegzudenken. Mehr als 184 Destinationen in 84 Ländern standen bei Emirates auf dem Flugplan – bevor die Airline wie alle ihre Konkurrenten auch von der Corona-Krise getroffen wurde.

In Clarks Zeit an der Spitze der Airline wurde Emirates zur riesigen Drehkreuz-Airline. Ihre Airbus A380 brachten Fluggäste aus aller Welt nach Dubai, von wo aus sie dann weiter an ihr Ziel flogen. Das Umsteigemodell mit den Superjumbos wurde als Modell der Zukunft angesehen. Lange funktionierte es auch blendend.

Pate des Airbus A380

Doch nach und nach stellte sich heraus, dass der A380 doch nicht der Flieger der Zukunft ist. Die Kosten, ihn zu betreiben, sind höher als die für zweistrahlige, moderne Jets, wenn man ihn nicht wirklich füllen kann. Zudem wünschen sich Passagiere mehr Flexibilität, also häufigere Flüge.

Clark reagierte auf das neue Umfeld und krempelte auch die Strategie von Emirates um. Auch wenn die A380 noch eine ganze Weile an den Flughäfen der Welt zu sehen sein werden, wird sich die Airline aus Dubai künftig auf kleinere Langstreckenflieger wie den Airbus A350, den Dreamliner oder die Boeing 777X konzentrieren.

Kontroverse Meinungen

Beliebt ist Clark auch wegen der Offenheit, mit der er viele Themen anging. Immer wieder äußerte sich der Brite auch zu heiklen Themen – etwa zur Klimaschädlichkeit der Luftfahrt. Er möge «Greta Thunberg, weil sie einen echten Fokus auf das Thema gelegt» habe, erklärte der Präsident von Emirates kürzlich  in einem Interview. «Wir brauchen so etwas, um uns zu zwingen, Entscheidungen zu treffen.» Die Klimabewegung habe mehr erreicht als jede staatliche Behörde oder jede Branchenorganisation, so der Manager.

Nicht nur die Fluggesellschaft selbst, auch den Flugzeugbau beeinflusste Clark als Präsident eines der wichtigsten Kunden mit. Wesentlich beigetragen hat er vor allem zur Entwicklung des Airbus A380 – auch wenn der Jet bei Airlines nicht so beliebt war, wie Airbus gehofft hatte. Die Produktion wird eingestellt, 2021 wird das letzte Exemplar ausgeliefert. Aber er bleibt ein Favorit der Passagiere. Emirates ist die größte Betreiberin.

Flugzeugbau mitgeprägt

Eine wichtige Rolle soll er auch bei der Entwicklung der Boeing 777-300 ER gespielt haben. Seinem Ruf nach leistungsfähigeren Triebwerken kam Boeing nach, mit dem General Electric GE90. Emirates bestellte daraufhin 144 der Flieger. Auch bei Airbus’ A350 soll er wichtige Beiträge geleistet haben, sowie bei der Entwicklung der Boeing 777X.

Nun tritt Clark ab – unter Umständen, die er sich wohl anders vorgestellt hatte. Nachdem er in den 48 Jahren seiner Karriere wohl Dutzende Krisen meistern musste, schlitterte die Branche ausgerechnet im Jahr seines Abtritts in ihre tiefste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Auch bei Emirates kommt es zu Entlassungen und Anpassungen der Strategie.

Ruhestand hinausgezögert

Clark zögerte seine Rente daher ein paar Monate hinaus. Doch nun ist es für den Mann wirklich vorbei, der 2014 von Queen Elizabeth II. zum Knight Commander of the Most Excellent Order of the British Empire geschlagen wurde. Und die Luftfahrt um ein Original ärmer.