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Triebwerke

Rolls-Royce sieht Wachstumsschub dank Frachtflugzeug-Boom

Besonders der Erfolg des Airbus A350F und die steigende Beliebtheit umgebauter Passagierflugzeuge geben Rolls-Royce Rückenwind.

Knapp drei Jahre nach dem Ende der Pandemie ist die Luftfahrt in den meisten Regionen der Welt wieder auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Aber vieles hat sich verändert. Fluggesellschaften setzen heute vermehrt auf Flüge zu Freizeit- statt zu Business-Zielen. Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen auf den Frachtbetrieb.

Wurden vor der Pandemie über 60 Prozent des weltweiten Frachtaufkommens in den Laderäumen der Passagiermaschinen transportiert, sind es heute nur noch 50 Prozent. «Tendenz fallend», sagt Ewen McDonald, Chef-Verkäufer der Zivilluftfahrtsparte bei Rolls-Royce in London. Laut McDonald werde der Bedarf nach Frachtflugzeugen signifikant zunehmen.

A350F liegt vor 777X

Der Triebwerkshersteller rechnet in den kommenden zwei Jahrzehnten mit einem Bedarf von über 500 großen Frachtflugzeugen, wie er vor Journalistinnen und Journalisten in London mitteilte. Rolls-Royce, die nur Triebwerke für Großraumflugzeuge produziert, möchte einen großen Teil des Kuchens abhaben und sieht sich aus zwei Gründen gut aufgestellt.

Erstens läuft der Verkauf des Airbus A350F, der Frachterversion, die auf einem Airbus A350-1000 basiert, sehr gut. Laut McDonald gebe es bereits zehn Kunden für das Flugzeug – mehr als bei Konkurrent Boeing mit dem 777X-Frachter.

Umbaufrachter werden wichtiger

Die Briten bauen mit dem Trent XWB-97 die Triebwerke für den Airbus A350. Der Chef-Verkäufer hob hervor, dass das Triebwerk für den Frachter nicht angepasst werden muss. Es könne der gleiche Motor wie für die Passagierversion genutzt werden.

Zweitens profitiert Rolls-Royce davon, dass die beiden großen Flugzeughersteller aktuell aufgrund verschiedener Herausforderungen auf absehbare Zeit nicht so viele Flugzeuge produzieren können, wie benötigt werden. Dies wird die Nachfrage nach zu Frachtflugzeugen umgebauten Passagierflugzeugen steigen lassen.

Nachfrage nach Trent 700 steigt

Besonders beliebt für einen Umbau zum Frachter ist der Airbus A330. Rolls-Royce hat mit dem Trent 700 ein Triebwerk für den Langstreckenzweistrahler im Portfolio. McDonald sagt, dass 80 Prozent der Kunden, die ein A330 P2F bestellen, sich für das Trent 700 entschieden. In diesem Jahr sollen 20 Umbauflugzeuge die Triebwerke erhalten. Teilweise werden mit dem Trent 700 auch Triebwerke der Konkurrenz ersetzt.

Rolls-Royce betont in London, dass sie permanent an Optimierungen all ihrer Triebwerkstypen arbeiten. Dazu investiert das Unternehmen in den kommenden drei Jahren rund 1,15 Milliarden Euro. Noch und nach sollen die Großtriebwerke Trent 1000 (Boeing 787), Trent XWB-84 (A350-900), Trent XWB-97 (Airbus A350-1000) und Trent 7000 (Airbus A330 Neo) weiter optimiert werden.

Neues Design und neue Beschichtungen 

Das umfassende Upgrade-Paket, das unter anderem neue Materialien, Beschichtungen und Turbinenkühlsysteme umfasst, soll die Effizienz und Lebensdauer der Triebwerke steigern. Beim Trent 1000 soll durch ein neues Turbinenschaufeldesign der Kühlluftstrom um 40 Prozent erhöht werden, was die Betriebstemperatur um sieben Grad Celsius sinken lässt und dadurch die Haltbarkeit des Triebwerk deutlich verbessert.

Das XWB-97 erhält in widerstandsfähigere Beschichtungen der Hochdruckturbine, was die Einsatzzeit in extreme Betriebsbedingungen, wie im Nahen Osten, deutlich erhöhen wird. In weniger belastenden Regionen könnte diese Zeit um bis zu 50 Prozent verlängert werden. Rolls-Royce rechnet damit, dass die verbesserten XWB-97 ab 2028 ausgeliefert werden können. Allerdings soll es auch Updates für bestehende Modelle geben.

Ziel ist klar: Time on Wing verlängern

Das Ziel ist klar: Die Zeit, die ein Triebwerk genutzt werden kann, soll immer weiter verlängert werden, damit die Betreiber möglichst viel Geld verdienen können.