Letzte Aktualisierung: um 12:03 Uhr

Reisen in der Covid-19-Pandemie

Warum die Luftdüsen derzeit tabu sind

Lufthansa, Austrian und Swiss bitten Passagiere, die individuellen Luftdüsen nicht zu benutzen. Der Strahl kann die Strömung der Kabinenluft stören.

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Zum Neustart nach der Corona-Pause versuchten es Fluggesellschaften rund um den Globus mit Aufklärung. Eine Ansteckung an Bord eines Flugzeuges sei sehr unwahrscheinlich, so die Kernbotschaft. Denn neben einer gründlichen Reinigung sorge auch die Klimaanlage für reine Luft. Hinzu kommt als weiterer Schutz die Einführung der Maskenpflicht an Bord.

Die Iata untermauert diese Aussagen mit Daten. Seit Anfang 2020 habe es nur 44 bestätigte, wahrscheinliche und potenzielle Covid-19-Ansteckungsfälle nach Flugreisen gegeben – bei 1,2 Milliarden Passagieren. Vermutlich gebe es eine Dunkelziffer, so die Internationale Luftverkehrsvereinigung. «Aber selbst wenn 90 Prozent der Fälle nicht gemeldet würden, wäre dies ein Fall pro 2,7 Millionen Reisende.»

Filter und vertikaler Luftstrom

Ein zentraler Schutzmechanismus im Flugzeug sind neben den Masken die sogenannten Hepa-Filter. Die High Efficiency Partikel Absorber holen 99,9 Prozent aller Viren, Bakterien und Partikel aus der Kabinenluft. «Die gesamte Luft in der Kabine wird etwa alle drei Minuten vollständig erneuert», erklärt dazu Lufthansa.

Der Austausch in drei Minuten seien eine «viel höhere Ventilationsrate als in anderen Innenräumen und Verkehrsmitteln». Zudem ströme die Luft im Flugzeug nur vertikal, also von oben nach unten.

Reaktion auf Empfehlung von Herstellern

Etwas kann dieses System aber stören. «Um den optimalen Luftfluss an Bord zu gewährleisten, sind bestimmte Einstellungen notwendig», erklärt eine Sprecherin von Austrian Airlines. Dazu gehört vor allem, dass Passagiere die individuellen Luftauslassdüsen über ihrem Kopf während des Fluges nicht benutzen. Denn sie können Luftwirbel erzeugen und den vertikalen Luftstrom stören und mitunter horizontale Ströme entstehen lassen.

Austrian Airlines, aber auch die Schwesterairlines Lufthansa und Swiss fordern die Fluggäste deshalb neuerdings auf, die Luftdüsen nicht zu benutzen. «Wir richten uns damit nach den Covid-19-Richtlinien der Easa, die empfiehlt, die Luftdüsen über den Passagiersitzen zu schließen», so ein Sprecher von Lufthansa. Im Dokument der europäischen Luftfahrtbehörde heißt es: Die Benutzung der individuellen Düsen solle «so weit wie möglich» reduziert werden.

«Ausbreitung von Atmungströpfchen»

Andernorts erklärt die Easa das Risiko genauer. Für den Fall, dass sich ein infizierter Passagier an Bord befinde, müssten die Düsen wenn immer möglich ausgeschaltet werden, erklärt die Behörde. So verhindere man eine «mögliche Ausbreitung von Atmungströpfchen».