Anweisungen von US-Behörde
Reagierten Lion-Air-Piloten falsch auf Sensor-Fehler?
Die Piloten der verunglückten Boeing 737 Max von Lion Air hatten mit falschen Sensor-Daten zu kämpfen. Die US-Luftfahrtbehörde erklärt, wie Crews reagieren sollen.
Boeing 737 Max 9 Thai Lion Air: Auch an die Piloten der Max 9 richtet sich die FAA.
Boeing 737 Max 9 Thai Lion Air: Auch an die Piloten der Max 9 richtet sich die FAA.
Nach dem tödlichen Absturz einer Boeing 737 Max von Lion Air gab der US-Flugzeugbauer am Dienstag (6. November) einen Sicherheitshinweis heraus. Einen Tag später folgte nun die US-Luftfahrtbehörde FAA mit einer sogenannten Emergency Airworthiness Directive, also einer dringlichen Lufttüchtigkeitsanweisung an alle Betreiber von 737 Max 8 und Max 9.
Grund für die Warnung ist laut der FAA Boeings Analyse, dass falsche Daten eines Anstellwinkel-Sensors dazu führen könnten, dass das Höhenleitwerk automatisch so getrimmt wird, dass das Flugzeug die Nase nach unten neigt. Solch eine Situation nennt man Runaway Stabilizer. «Wird dieser Zustand nicht behoben, kann er dazu führen, dass die Crew Probleme mit der Kontrolle des Flugzeuges bekommt, dass es zu einer übermäßigen Nase-nach-unten-Fluglage, zu einem signifikanten Höhenverlust und möglicherweise zu einem Aufprall auf den Boden kommt», schreibt die Behörde.
So sollen Piloten vorgehen
Um das zu verhindern, weist die FAA die 737-Max-Betreiber nun an, das Flugzeughandbuch innerhalb von drei Tagen um entsprechende Anweisungen zu ergänzen. Diese Anweisungen an die Piloten gelten für den Fall, dass es zu einer Runaway-Stabilizer-Situation kommt, gekoppelt mit einem oder mehreren Hinweisen auf falsche Sensor-Daten, wie etwa der Anzeige einer minimalen Geschwindigkeit auf nur einer Seite.
«Schalten Sie den Autopiloten aus und steuern Sie die Neigung des Flugzeuges mit dem Steuerhorn und der elektrischen Trimmung, falls nötig», schreibt die Behörde. Falls das Problem beim Lockerlassen des Steuerhornes wieder auftreten sollte, sind die Piloten zu einem sogenannten Cutout angewiesen, also dazu, das Trimmsystem gänzlich zu deaktivieren und zwar für den Rest des Fluges. Sollte auch das nicht helfen, müssen die Piloten gemäß den FAA-Anweisungen versuchen, am Trimmrad per Hand gegenzusteuern.
Warum gab es Sensor-Probleme?
All diese Anweisungen sind offenbar kein grundsätzlich neues Vorgehen, sondern bekannte Verhaltensregeln, die nun noch einmal speziell für den Fall der Sensor-Probleme formuliert wurden. Die Aussagen des Herstellers und der Behörde könnte man als Hinweis darauf deuten, dass die Piloten des Lion-Air-Unglückfluges JT610 in solche eine Situation geraten sind, aber nicht entsprechend reagiert haben.
Tatsächlich hat die indonesische Transportsicherheitsbehörde darauf hingewiesen, dass der Jet fehlerhafte Signale von einem der Anstellwinkel-Sensoren erhalten hat. Wie die Cockpitcrew reagiere, ist jedoch noch nicht bekannt und Gegenstand der Untersuchungen. Klar ist nur, dass einer der Piloten kurz nach dem Start beantragt hat, nach Jakarta zurückkehren zu dürfen. Doch nicht nur zum Verhalten der Crew gibt es offenen Fragen. Unklar ist auch, warum es zu dem Sensor-Fehler kam, obwohl laut indonesischen Behörden erst kurz zuvor einer der Sensoren nach Problemen ausgewechselt worden war.
Die Emergency Airworthiness Directive der FAA finden Sie hier im Original.
Mitarbeit: Simeon Lüthi