Letzte Aktualisierung: um 18:03 Uhr

Qatar-Airways-Chef Akbar Al Baker

«Haben das Potenzial, eigene Allianz zu gründen»

Akbar Al Baker meint es ernst: Qatar Airways könnte schon bald Oneworld verlassen. Dann wäre die Gründung eines eigenen Bündnisses eine Option.

Der Beziehungsstatus von Qatar Airways und Oneworld würde derzeit wohl lauten: «Es ist kompliziert». Und das ist noch optimistisch ausgedrückt. Denn Vorstandsvorsitzender Akbar Al Baker ist ziemlich entschlossen, das Luftfahrtbündnis zu verlassen. Was er in den vergangenen Wochen nur andeutete, wird immer konkreter.

Der Qatar-Airways-Chef ist sauer auf zwei Mitglieder von Oneworld. Eines davon ist American Airlines. Die Fluggesellschaft warf der Golfairline immer wieder vor, wegen Subventionen keinen fairen Wettbewerb zu betreiben. Al Baker ist vor allem deshalb irritiert, weil der Chef von American Airlines ihn ursprünglich sogar mit überzeugt hatte, der Allianz beizutreten.

«Mir gehören 21 Prozent seines Joint Ventures»

«Ich habe mich nie für Oneworld beworben. Ich wollte zur Star Alliance», so Al Baker bei einem Gespräch mit Journalisten am Rande der Konferenz Wings Of Change Europe des Weltluftfahrtverbandes Iata. «Wir wurden von dem Mitglied eingeladen, das uns nun konstant attackiert.» Man müsse nun sehen, ob man sich wirklich wieder vertragen könne.

Nebenbei platzierte der Qatar-Chef noch einen Hinweis, den man in den USA durchaus auch als Warnung verstehen könnte: «Der Geschäftsführer von American Airlines ist sich nicht bewusst, dass mir 21 Prozent seines transatlantischen Joint Ventures gehören», so Al Baker. Was er meint: Qatar Airways besitzt 20 Prozent der International Consolidated Airlines Group IAG. Zu der gehören unter anderem British Airways und Iberia. Und die wiederum sind neben Finnair und American Airlines Teil eines Joint Ventures, in dem auf Transatlantikstrecken die Flugpläne aufeinander abgestimmt und Flüge gemeinsam vermarktet werden.

Auch sauer auf Qantas

Wegen des Joint Ventures, so der Qatar-Chef, brauche American Airlines Oneworld dringend. «Er ist mein Partner. Ich bin nicht sein Partner», so Al Baker. «Er sollte aufhören immer schlecht über uns zu reden und sich um seine eigenen Geschäfte kümmern. Seine Airline performt am schlechtesten von allen amerikanischen Fluglinien. Darauf sollte er sich konzentrieren.»

Doch Al Bakers Wut reicht noch weiter als nur in die USA. Besonders sauer ist der Qatar-Chef auch auf Qantas. Die australische Fluglinie würde in internen Schreiben an ihre Mitarbeiter Qatar Airways schlecht reden, so der Manager. Zudem hindere sie seine Fluggesellschaft daran, neue Routen nach Australien anzubieten. «Gleichzeitig lassen sie Emirates Australien mit Kapazität überschwemmen», so Al Baker. Und das, obwohl Emirates kein Oneworld-Mitglied sei.

Interessiert an weiteren Investments

Eine Allianz, so Al Baker, mache nur dann Sinn, wenn alle davon profitieren. «Derzeit ist das nicht mehr der Fall.» Er brauche Oneworld nicht und werde nicht einfach nur Mitglied bleiben, um die Oneworld-Fahne hochzuhalten. «Wir werden weder unsere Zeit verschwenden noch die von jemand anderem.»

Qatar Airways, so ist der Chef überzeugt, könnte vor allem auch eigene Wege gehen. «Wir haben das Potenzial, unsere eigene Allianz zu gründen», so Al Baker. Mit den Beteiligungen an IAG, Cathay Pacific, Latam und Air Italy seien die Voraussetzungen dafür gegeben. «Und sehr bald werden wir uns auch interessieren, weitere Investments zu suchen, die uns noch mehr Synergien bieten.»

Keine guten Aussichten

Die IAG-Airlines British Airways und Iberia, sowie Cathay Pacific und Latam sind allerdings bislang allesamt Mitglieder von Oneworld. Und keine der Airlines hat Austrittspläne. «Nur weil mir Anteile von ihnen gehören, sage ich nicht, wie sie ihre Geschäfte zu führen haben», so Al Baker. Er würde nicht verlangen, dass die anderen Airlines Oneworld verlassen.

Und wann entscheidet sich Qatar Airways für oder gegen das Bündnis? Klar antwortet Al Baker nicht. Oneworld habe ihn um etwas Zeit gebeten. Aber er sagt auch: «Ich bin sehr ungeduldig.» Dass die Aussichten nicht wirklich gut sind, zeigt ein Versprecher des Qatar-Chefs: Nachdem er die Gründe für seine Wut ausführlich dargelegt hatte, endete Al Baker mit den Worten «Und deshalb verlassen wir die Allianz.» – nur um sich dann schelmisch lächelnd zu korrigieren: «Deshalb erwägen wir, die Allianz zu verlassen.»