Pratt and Whitney
Problem mit Triebwerken für Airbus A320 Neo doppelt so groß wie gedacht
Nicht 1200, sondern 3000 Getriebefan-Triebwerke von Pratt & Whitney müssen zur Inspektion. Bis 2026 werden die Probleme des amerikanischen Herstellers spürbar sein.
GTF-Triebwerk auf einem Prüfstand von Pratt and Whitney: Die Motoren müssen zur Inspektion.
GTF-Triebwerk auf einem Prüfstand von Pratt and Whitney: Die Motoren müssen zur Inspektion.
200 im September und noch einmal 1000 im kommenden Jahr. Das war die Zahl, die bislang von Pratt & Whitney kommuniziert worden war. So viele Triebwerke, so hieß es, müssten zum Check, weil es bei der Fertigung zu Anomalien bei der Schmiede eines Pulvermetalls gekommen war. Doch die Zahl ist deutlich größer, wie der Motorenbauer jetzt zugeben musste.
Wie Muttergesellschaft RTX am Montag (11. September) vor Analysten bekannt gab, müssen in den kommenden Jahren 3000 Triebwerke für Inspektionen von den Flugzeugen abgebaut werden. Das sind fast alle bisher ausgelieferten Getriebefan-Triebwerke des amerikanischen Herstellers. Derzeit sind das rund 3200 Stück im Einsatz. Die Inspektionen dürften sich bis 2026 hinziehen.
350 Ausfälle pro Jahr
Im Schnitt können daher bis 2026 jedes Jahr 350 Jets der A320-Familie nicht abheben. Der Fachbegriff dafür lautet Aircraft on Ground oder kurz AOG. Zusätzlich müssen die Motoren danach alle 2800 bis 3800 Flüge zu wiederholten Prüfungen, so das Unternehmen laut der Nachrichtenagentur Bloomberg. Das ist ein deutlich kürzeres Intervall als der typische Industriestandard.
MTU Aero Engines, die an dem Triebwerksprogramm beteiligt ist, geht für sich von einer finanziellen Belastung in Höhe von 3 bis 3,5 Milliarden Dollar in den kommenden Jahren aus. Das deutsche Unternehmen hat einen Programmanteil von 18 Prozent. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet es mit einer Reduzierung des Umsatzes und des Betriebsergebnisses in Höhe von rund einer Milliarde Euro.
Verunreinigungen bei Bauteilen
MTU-Chef Lars Wagner verglich kürzlich die Inspektion mit einem «chirurgischen Eingriff, fokussiert auf die Turbinenscheibe». Die Probleme entstanden, weil es bei Bauteilen aus Pulvermetall, welches bei hohen Temperaturen eingeschmolzen wird, zu Verunreinigungen gekommen war.
Die Flugzeuge der A320-Neo-Familie sind mit zwei Triebwerken von zwei Herstellern erhältlich. Neben den Motoren von Pratt & Whitney stehen auch Leap-1A-Triebwerke von CFM International zur Auswahl.