Luftfahrthandbuch AIP
Privatpilotinnen und -piloten ärgern sich über Flugsicherung
Privatpilotinnen und -piloten hatten große Hoffnungen. Die Deutsche Flugsicherung DFS wollte ab 2023 weite Teile der Informationen für den Sichtflug endlich kostenlos zur Verfügung stellen. Das Ergebnis enttäuscht viele.
Platzrunden-Karte des Flugplatzes Schönhagen: Die DFS bietet kostenlos nur eingeschränkte Optionen bei der neuen Erweiterung.
Platzrunden-Karte des Flugplatzes Schönhagen: Die DFS bietet kostenlos nur eingeschränkte Optionen bei der neuen Erweiterung.
Es ist ein bisschen wie die Straßenverkehrsordnung für die Luft. Pilotinnen und Piloten, ob privat oder kommerziell, benötigen einen Zugang zum Luftfahrthandbuch Deutschland, kurz AIP genannt. Die Abkürzung steht für Aeronautical Information Publication. Es ist ein standardisiertes Nachschlagewerk mit luftfahrtrelevanten Informationen, Vorschriften und Karten.
Die AIP für den Instrumentenflug (im Jargon Instrument Flight Rules ooder kurz IFR) st kostenfrei online verfügbar und in alle Systeme integrierbar. Die Version für den Sichtflug (VFR, Visual Flight Rules) sorgt jetzt allerdings für Enttäuschung und Verstimmung bei Privatpilot:innen.
DFS weckte Hoffnungen
Im vergangenen Sommer kündigte die Deutsche Flugsicherung DFS an, dass sie ab Januar 2023 auch die AIP VFR kostenfrei online zur Verfügung stellen will. «Damit wird allen Luftraumnutzern, egal ob sie nach IFR oder VFR unterwegs sind, ein einfacher und kostenfreier Zugang ermöglicht», hieß es in der Meldung. Sichtfliegende forderten das schon seit Jahren.
Freigeschaltet wurde der VFR-Teil der Aeronautical Information Publication am 5. Januar. Damit sind sowohl die AIP IFR als auch AIP VFR auf dem DFS eigenen Portal verfügbar und das «vollumfänglich, aktuell und in ihrer Darstellung identisch», wie eine DFS-Sprecherin auf Anfrage von aeroTELEGRAPH betont.
DFS-Tochter vertreibt Zusatzfunktionen
Neben dem DFS-Portal werden die Daten des Luftfahrthandbuchs auch über den Eisenschmidt Verlag, einem Tochterunternehmen der DFS vertrieben. Allerdings ist nur der IFR-Teil kostenlos, weil die Daten auch aus der europäischen Datenbank EAD bezogen werden können. Die API VFR ist in Teilen kostenpflichtig, Das sorgt für Unmut unter Privatpilot:innen.
Zwar stellt auch Eisenschmidt eine kostenlose Basisversion zur Verfügung, aber viele Funktionen seien nur im Abomodell verfügbar, kritisieren Privatpilot:innen gegenüber aeroTELEGRAPH. «Es gibt keine Suchfunktion, die Daten können nicht in bekannte Navigationsapps integriert werden und zudem gibt es keine Möglichkeit, mehrere Karten gleichzeitig zu drucken oder zu speichern», sagt ein Betroffener.
Alle Funktionen nur mit Abo
Der Pilot und seine Kollegen fühlen sich ausgenommen. «Wir sollen für was zahlen, was längst über Steuern bezahlt ist», so der Pilot weiter. «Als Staatsunternehmen erhält die DFS Zuwendungen des Bundes, aber dennoch will sie über ihre 100-prozentige Tochter Eisenschmidt auf dem Markt Gewinne erzielen», kritisiert auch der Verband der Allgemeinen Luftfahrt Aopa.
Die DFS widerspricht diesem Vorwurf gegenüber aeroTELEGRAPH. Die DFS finanziert ihr Kerngeschäft IFR aus Nutzergebühren. Es stimme zwar, dass man für Sichtflugkunden Zuwendungen vom Bund bekomme – 2021 waren es genau 21,8 Millionen Euro. Aber daraus werden Flugberatungs- und Fluginformationsleistungen bestritten. Ein Großteil davon entfalle aber auf die Bereitstellung des Fluginformationsdienstes FIS, so die DFS-Sprecherin.
Es geht auch kostenlos
Aopa und andere Branchenverbände weisen darauf hin, dass es schon aus Sicherheitsgründen einen freien Zugang zu allen relevanten Luftfahrtinformationen geben müsse. In den meisten EU-Nachbarländern ist der Zugang zur Aeronautical Information Publication ohne Einschränkungen und auf sehr nutzerfreundliche Art und Weise frei.