Plus Ultra
Aufruhr um Staatshilfe für spanische Mini-Airline
Spaniens Regierung stützt Plus Ultra mit 53 Millionen Euro. Die Fluggesellschaft sei weder strategisch wichtig noch überlebensfähig, sagen Kritiker und sprechen von einem Skandal.
Airbus A340 von Plus Ultra: Wer sind wirklich die Aktionäre?
Airbus A340 von Plus Ultra: Wer sind wirklich die Aktionäre?
Zwei lateinische Worte stehen im spanischen Staatswappen: plus ultra. Das bedeutet so viel wie «darüber hinaus» oder «immer weiter». Das Nationalmotto wurde im 16. Jahrhundert eingeführt, als Spanien begann, zur Weltmacht zu werden.
Denn Sinnspruch haben Fernando González Enfedaque und Julio Martínez Sola übernommen, als sie 2011 eine neue Fluggesellschaft gründeten. Plus Ultra Líneas Aéreas nannten sie ihr neues Projekt, mit dem sie immer weiter kommen wollten. Heute ist die Airline indes noch immer überschaubar und besitzt eine Flotte von zwei Airbus A340-300 und zwei A340-600. Damit steuert sie von Madrid aus Caracas, Guayaquil, Lima und Quito an, von Teneriffa aus Caracas.
Parlamentarische Untersuchung gefordert
Auch Plus Ultra leidet unter der Corona-Krise, weil monatelang keine Flüge möglich waren. Und so bat das Management die Regierung um Hilfe. Anfang März gewährte die spanische Staatsholding Sociedad Estatal de Participaciones Industriales Sepi der Fluggesellschaft schließlich 53 Millionen Euro in der Form von Krediten, die in sieben Jahren zurückbezahlt werden müssen.
Das kommt vielerorts schlecht an. Plus Ultra sei mit ihren 345 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für den spanischen Staat definitiv kein «strategisches Unternehmen», wie es in den Bedingungen für Staatshilfe heißt, so Kritiker. Sie sei eine Mini-Airline. Das ganze wirkt für viele umso stoßender, weil Plus Ultra pro umgesetzten Euro doppelt so viel Hilfen erhalten hat wie die ungleich größere Air Europa.
Faktisch überschuldet
Die oppositionelle Partei Ciudadanos spricht von einem Marktanteil von unter 0,1 Prozent. Der ebenfalls oppositionelle Partido Popular spricht von einer «skandalösen Rettung» und hat bereits eine parlamentarische Untersuchung der Umstände der Gewährung der Hilfe gefordert. Weiter wird moniert, Plus Ultra sei bereits vor der Pandemie in Schieflage gewesen – mit nachhaltigen Verlusten und Schulden. Auch das wäre an sich ein Ausschlusskriterium.
Wie die Zeitung El Economista schreibt, hat die Fluggesellschaft seit der Betriebsaufnahme 2015 den Umsatz auf 94 Millionen Euro gesteigert. In keinem Jahr konnte sie aber schwarze Zahlen schreiben, 2019 resultierte ein Minus von 2,7 Millionen Euro. Faktisch sei Plus Ultra überschuldet.
Aktionäre aus Spanien oder Venezuela?
Das Ganze irritiert Kritiker umso mehr, weil Plus Ultra angeblich venezolanische Großaktionäre hat. Sie sollen je nach Quelle beinahe oder sogar mehr als die Hälfte der Aktien besitzen. Und sie sollen eng mit der Regierung von Nicolas Maduro verflochten sein, schreibt beispielsweise die Zeitung El Diario. Firmenchef Fernando García Manso erklärte jedoch der Zeitung ABC, das Unternehmen sei «100 Prozent spanisch».
Den beiden Firmengründern wird im Umfeld der Kritik auch ihre Vergangenheit vorgehalten. Waren González Enfedaque und Martínez Sola doch auch bei Air Madrid dabei, die 2006 den Betrieb Knall auf Fall einstellte und Zehntausende Reisende weltweit stranden ließ. Die Regierung hat sich bereits verteidigt: Mit drei Studien ließ sie belegen, dass Plus Ultra durchaus wichtig für das Land sei.