Letzte Aktualisierung: um 23:05 Uhr

British Airways

Piloten lehren Fußball-Schiedsrichter richtige Kommunikation

Nach einer klaren Fehlentscheidung gegen Liverpool holt sich die englische Schiedsrichter-Organisation Hilfe. Piloten von British Airways helfen Schiedsrichtern, mit klarer Kommunikation, weitere VAR-Farcen zu verhindern.

In der 35. Minute traf Luis Díaz aus spitzem Winkel für Liverpool ins Tor. Doch der Linienrichter hatte seine Fahne gehoben. Abseits oder doch nicht? Die Situation wurde vom Video-Assistenten überprüft. Er teilte dem Schiedsrichter danach mit, dass die Prüfung abgeschlossen sei – aber nicht mehr.

Der Video-Assistent oder kurz VAR war davon ausgegangen, dass ursprünglich auf Tor entschieden worden sei. Doch es war genau umgekehrt. Und so ließ der Schiedsrichter nach der Antwort gleich weiter spielen. Er hatte angenommen, die Entscheidung sei bestätigt worden.

«Kann nichts tun»

Zwar wurde vom VAR-Zentrum danach nochmals an den Ref gefunkt, dass es gemäß Videobeweis kein Abseits gewesen sei: «Verzögert das Spiel, verzögert das Spiel. Stoppt das Spiel.» Doch der Schiedsrichter antwortete nur: «Sie haben das Spiel wieder gestartet. Kann nichts tun, kann nichts tun». Und so verlor Liverpool am 3. Oktober das Spiel gegen Tottenham.

Seither ist die Fußballwelt in Aufruhr. Auf der Insel wird nur noch von VAR-Farce gesprochen. «Ich habe noch nie ein Spiel wie dieses unter solch unfairen Bedingungen und verrückten Entscheidungen gesehen», tobte Liverpool-Trainer Jürgen Klopp.

«Risiko künftiger Fehler mindern»

Die englische Schiedsrichter-Organisation PMGOL gestand inzwischen Fehler ein. Die Standards der Refs seien in jenem Spiel «hinter den Erwartungen zurückgeblieben». Und man habe drei Schlüsselbereiche festgelegt, «um das Risiko künftiger Fehler zu mindern».

Ein zentrales Feld ist die Kommunikation zwischen Schiedsrichter, Linienrichtern und Video.-Assistent. Die war im Spiel vom 3. Oktober chaotisch. Dazu hat sich die Organisation jetzt Hilfe von British Airways geholt. Wie die Zeitung The Times berichtet, hielten zwei Piloten der Fluggesellschaft vor Offiziellen einen Vortrag über klare Kommunikation.

Aufs Wesentliche konzentrieren

Im Cockpit gibt es klare Regeln, wie Pilotinnen und Piloten miteinander kommunizieren. Es gilt vor allem, nur Standardterminologie zu verwenden, prägnant und spezifisch zu sein, das interne Kommunikationsprotokoll zu befolgen, zuzuhören und bestätigen sowie ruhig und professionell zu sein. Beim Spiel zwischen Liverpool und Tottenham auf dem Rasen war so ziemlich das Gegenteil passiert.

Beide Rollen – Schedsrichter und Pilot – ähneln sich aber. Das Umfeld ist laut, es prallen unzählige Informationen gleichzeitig auf einen ein. Da gilt es kühlen Kopf zu bewahren und herauszufiltern, was wichtig ist und was nicht. Man muss sich auf das Wesentliche konzentrieren.

Keine Füllwörter, keine Floskeln

Es gehe um Klarheit und Genauigkeit, ein Minimum an Silben, keine Füllwörter und keine «Gut gemacht, Jungs, guter Prozess … Prost, Kumpel»-Formlosigkeit, wie im chaotischen Spiel, so die beiden British-Airways-Piloten zu den versammelten Premier-League-Schiedsrichtern.

Die Piloten schauten sich dabei das umstrittene Spiel genau an. Sie erkannten dabei viele heikle Punkte. Bei der Abseits-Entscheidung sagte der Linienrichter beispielsweise «gib es», wobei unklar war, ob er sich auf das Tor oder auf das Abseits bezog. Die Piloten betonten die Notwendigkeit von mehr Klarheit.