Letzte Aktualisierung: um 8:22 Uhr

Projekt Ocean

Piloten kritisieren Lufthansas Angriff auf Condor und Tui

Lufthansa will mit dem Projekt Ocean ihr Tourismusgeschäft ausbauen und Condor und Tui Konkurrenz machen. Die Vereinigung Cockpit kritisierte die Pläne.

Lufthansa kündigte am Mittwoch (16. September) neue Urlaubsziele ab Frankfurt für den kommenden Sommer an. Vorstand Harry Hohmeister sagte dazu: «Wir haben bereits eine große und langjährige Kompetenz bei touristischen Angeboten und diese bauen wir als Teil unserer Strategie nun entschlossen aus.» Das entsprechende Projekt trägt den Namen Ocean.

Lufthansa treibt es seit Monaten voran. Im Juli offenbarte der Konzern, dass es bei Ocean nicht mehr nur um Lang-, sondern auch um Kurzstrecken geht. Jetzt äußert sich auch die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit und schreibt: «Stellenanzeigen wurden ausgeschrieben, ein AOC (Flugbetriebsgenehmigung) ist in der Beantragung und der Konzern kündigte intern an, drei Langstreckenflugzeuge im Frühjahr 2021 bereedern zu wollen.»

Gewerkschaft rechnet mir jahrelangen Verlusten

Die interne Blaupause für das Projekt ist die Swiss-Schwester Edelweiss. Als Ocean-Standorte sind Frankfurt und München geplant. Von dort aus will die neue Tochter Urlaubsflüge von und nach Deutschland anbieten. Den Startzeitpunkt im kommenden Frühling sieht die Vereinigung Cockpit im aktuellen Marktumfeld kritisch.

«Die Frage stellt sich schon, ob die Lufthansa mitten in der größten Krise seit dem 11. September so viel Geld in die Hand nehmen muss, um den ohnehin schon angeschlagenen Condor und Tui Konkurrenz im Touristikgeschäft zu machen», sagt Cockpit-Präsident Markus Wahl. Um wie viel Geld es dabei geht, beziffert er nicht.

Urlaubsreisen erholen sich schneller als Geschäftsreisen

Allerdings sagt Wahl: «Wir gehen von jahrelangen Anlaufverlusten aus.» Die Piloten beklagen zudem, dass die Ocean-Routen zwar aus dem Konzern bereedert würden, Lufthansa die Arbeitsplätze aber dennoch neu ausschreibe. «Die Beschäftigten gelten nicht als gesetzt, sondern müssen sich dann auf ihre eigenen Strecken zu deutlich verschlechterten Bedingungen neu bewerben und dürfen auch nur auf einen befristeten Arbeitsplatz hoffen», so Wahl. Er fordert Einstellungen zu Tarifbedingungen.

Während die Vereinigung Cockpit von einem «unglücklichen und fragwürdigen Timing des Projekts» spricht, hält man bei Lufthansa das Vorantreiben der Tourismuspläne offenbar gerade aktuell für besonders passend und notwendig. Bei der Verkündung der neuen Frankfurt-Strecken sagte Vorstand Hohmeister: «Damit reagieren wir auf die Wünsche unserer Kunden.» Mit Blick auf die Corona-Krise ergänzte er: «Die Nachfrage nach Urlaubsreisen erholt sich deutlich schneller als die nach Geschäftsreisen.»